GRANGE-BALARI

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 08. October 2009 11:24

Der Mövenpickgründer Ueli Prager hat immer von mir behauptet, dass ich Wortverbindungen kreiere. Und das stimmt auch. Wenn man zwei völlig verschiedene Wörter zusammenfügt ergibt sich daraus, wenn gut gewählt, eine Erklärung. So ist das auch in der folgenden Geschichte.

International trinkende Weinfreaks zucken gleich auf beim Wort «Grange». Denn viele wissen, dass sich dahinter Penfold's Meisterstück verbirgt. Ich stand schon drei Mal vor den Grange-Fässern in der Winery in Tanunda. Die sind dort irgendwo in dem riesengrossen Barriquekeller ohne wirkliches Home. Denn ein wirkliches Home hat der Grange auch im Rebberg nicht. So ist beispielsweise der neueste Jahrgang nicht nur ein Blend von den Rebsorten her (96 % Shiraz und 4 % Cabernet Sauvignon), sondern auch ein Blend mehrerer Rebberge, respektive Appellationen. In diesem Falle: Barossa Valley, Mc Laren Vale und Magill.

Beim Wort «Balari» wurde ich auch beim googeln nicht fündig. Zwar schon, aber nicht was ich sagen, respektive schreiben wollte. Wenn in Nidwalden ein Mann von einer partiellen Trunkenheit befallen war, sagten wir jeweils: Der hat einen «Balari». Also muss es sich bei der Wortverbindung «Grange-Balari» um einen Mann handeln der von einem Grange einen leichten Schwips hatte. Trinkt man gleich mehrere Grange, so erklärt sich dieser Begriff von selbst. Und dieser Mann war ich...

Doch, mitgegangen - mit gehangen! Am Tisch sassen auch noch der «Lynch-Baschi» und der «Pétrus-Dinu». Jeder hatte eine Flasche Grange im Gepäck und wir begannen mit dem jüngsten:

2004 Grange, Penfolds: Edelholz, dunkles Caramel, Brombeerengelée, dann Darjéeelingtee und Thuja. Aber so richtig bomben wollte die Nase dann doch (noch) nicht. Im Gaumen ein erschlagendes Katapult, obwohl die Gerbstoffe seidig fein waren, rotes Bounty und Tahitivanillemark. Eine Shiraz-Essenz die noch viel zu jung ist um die ganze Kiste jetzt schon zu trinken. Eine Flasche aber schon. 20/20 trinken - 2040

1998 Grange Penfolds: Backpflaumen, dunkle Edelhölzer, getrocknete Heidelbeeren, Vanille-Bourbonmark, halbsüss und sehr tief. Im Gaumen mit runden, fetten Tanninen, komplex, bullig und mit Lakritze und viel Cassis endend. Ganz grosser Grange mit erster Reife und mit langer Genussgarantie. 20/20 trinken - 2030

1981 Grange Penfolds: Der hiess damals noch Grange Hermitage, aber das Hermitage haben die Franzosen den Australiern gerichtlich vermiest. Würziges Bouquet, mit würzig-frischem Eucalyptus und wildem Rosmarin, welche man bei den beiden jüngeren noch vermisste, ist - nebst vielen schwarzen Beeren - voll da. Auch schwang im Bouquet zuerst ein leichter Kellerton mit, der dann alsbald verschwand. Im Gaumen zwar deutlich Shiraz-Aromenlastig und doch könnte man vermuten, jemand hätte da noch etwas 59er Latour dazu geschüttet. Also eine gewisse Bordeaux-Altweinaffinität zeigend. 19/20 trinken - 2020

Und noch was: Grange ist so mörderisch unfiltriert und die Teilchen schweben so sanft-flockig, dass es oft schwer ist diesen säuberlich zu dekantieren. Deshalb verzichteten wir ganz darauf. Geil ist es dann, wenn man das sandige Depot mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser auswäscht und diesen erstaunlich aromatischen Mix trinkt. So gutes Mineralwasser gibt es sonst gar nicht. Und schon haben wir wieder einen neuen Wortbegriff im Anmarsch: «Penfolds-Schorle»!

 

 


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