DER ERSTE REHPFEFFER

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 12. October 2009 07:03

Wenn es Hebst wird, dann hört man es Knallen im Wald draussen. Jäger-Schüsse hörte ich schon in Golling in Österreich am frühen Morgen, dann wieder in Flims am letzten Wochenende und jetzt wieder bei uns auf dem Land im Bäch gestern.

Und wenn es knallt, dann weckt sich in mir, verbunden mit den ersten Herbstnebeln, urplötzlich die Lust auf Rehpfeffer. Es ist wie eine Art Jagd ein Restaurant zu finden dass

a.) schon Wildpfeffer anbietet und
b.) einen sehr guten Solchen auf den Teller bringt.

Ich war mit dem sehr gut befreundeten Arzt P.K. aus B. unterwegs. Ich esse und trinke nämlich gerne unter ärztlicher Aufsicht. Nicht dass ich dabei an Gewicht verliere, aber ich denke mir immer; «Wenn er da auch mitmacht, dann muss es gesund sein!»

Und wir hatten beide eine unbändige Lust auf einen Wildpfeffer und begaben uns auf die Restaurant-Jagd im Luzernischen. Wir fuhren durch viele kleine Dörfer mit Start in St. Urban. Bei fast jedem Wirtshaus wollten wir einen solchen Wildpfeffer essen. Aber entweder war die Beiz geschlossen oder es gab (noch) keinen Pfeffer. Irgendwann wurden wir doch fündig. Der erste Rehpfeffer der Saison, dass muss gefeiert werden!

Doch was dazu trinken? 1200 Franken für einen La Tâche de la Romanée-Conti 1993. Nein, so teuer darf ein Rehpfeffer nicht sein! Wir fragten fröhlich und unverschämt das uns bekannte Wirtepaar was denn der Tagespreis sein würde, wenn jeder von ihnen ein schönes Glas davon mittrinken dürfte. Kurze Diskussion, schöner Deal. Letztendlich hat jeder von uns für den Rehpfeffer weniger als 400 Franken bezahlt. Inklusive Mineralwasser. Gewiss kein Schnäppchen aber was unvergesslich ist - kostet halt manchmal auch Etwas.

 

1993 La Tâche de la Romanée-Conti

 

Gewiss wird es in der Weinwelt irgendwo da draussen noch ein paar Flaschen La Tache 1993 geben. Immerhin wurden damals 17'974 Flaschen erzeugt.


Doch die Nummer 2'325 ist weg. Entsorgt! Definitiv! Und - es war die allerletzte Flasche in diesem Wirtshaus. Genossen zu einem Wildpfeffer.


Der Wein selbst; jung, langsam öffnend, viel reife Kirschen, Kardamom, Kreuzkümmel, Rauch, sogar geröstete Anisnoten. Im Gaumen so fleischig wie ein St. Estèphe aus der Côte de Nuits und doch mit einer versöhnlichen, halbrahmigen Süsse im Tahiti-Vanille-Stengelfinale ausgestattet. 19/20.


Und wenn Sie irgendwo bei einem Wildpfeffer vom Sommelier die Empfehlung erhalten, dass dazu irgend ein junger Pinot Noir passen würde, so sagen Sie dem einfach dass er überhaupt keine Ahnung hat. Der einzig richtig passende Wein wäre der La Tâche 1993!

 


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