VOM STIER ZUM LÖWEN

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 27. October 2009 15:49

An Astrologie glaube ich nicht so richtig. Vielleicht deshalb, weil das Wort «Horoskop» dem Begriff «Hokuspokus» zu sehr ähnelt.

Trotzdem habe ich kürzlich nach meinem in die Wiege gelegten Charaktereigenschaften gesucht und Folgendes gefunden: «Das Element vom Sternzeichen Stier ist die Erde. Der Stier-Typ ist ein sinnlicher Mensch und somit allen schönen Dingen des Lebens zugetan. Er ist ein Genießer und hat Geschmack. Der im Sternzeichen Stier geborene arbeitet hart an seinen Zielen, bis er sie erreicht hat. Mit seiner berühmten goldenen Nase riecht er das Geld und macht es sich zu eigen. Die Geduld ist seine Stärke, doch manchmal kann sie auch in Sturheit ausarten. Er lässt sich halt gerne Zeit und möchte seinen eigenen, natürlichen Rhythmus finden. Nervöse und ungeduldige Menschen ergreifen beim Stier lieber gleich die Flucht, sobald sie es mit ihm zu tun bekommen. Wenn der Stier kreativen Beschäftigungen nachgeht - was seine Stärke ist - hält er sich am liebsten an das was er anfassen kann. Denn schließlich sind Träume nur Schäume. Der Stier kann sehr realistisch sein, deshalb ist er auch für viele der Fels in der Brandung, an dem man sich orientieren kann. Er strebt nach Besitz und Sicherheit. Was er einmal sein Eigen nennt, behält er auch und gibt es nicht mehr her. Viele im Sternzeichen Stier geborene Menschen sind naturverbunden und brauchen deshalb auch regelmäßige Abstecher in ländliche Gefilde, um sich zu entspannen.»

Passt gar nicht mal so schlecht, dachte ich mir und so war die Welt für mich in Ordnung. Bis vor Kurzem...

Wieder einmal waren Horoskope und Astrologie das Thema einer Tischrunde und aus heiterem Himmel behauptete eine Dame plötzlich, dass man in der zweiten Lebenshälfte seinen Aszendent leben würde. Schnell machte ich mich schlau was eigentlich hier gemeint ist: Der Aszendent ist der Schnittpunkt des Osthorizonts mit der Ekliptik und bezeichnet den zum gegebenen Zeitpunkt und geografischen Ort am östlichen Horizont aufgehenden Grad des Tierkreises. Neugierig geworden liess ich meinen Aszendenten fachmännisch berechnen und dabei kam heraus: Ich kein Stier mehr - sondern jetzt ein Löwe!

Da wurde mir Einiges klar! Schon seit längerer Zeit stelle ich an mir kleine, bisher kaum beachtete Veränderungen fest...

Früher zog es mich an einem heimischen Viehmarkt immer zu den Stieren, heute stehe ich bei einem Zoobesuch hauptsächlich vor dem Gehege der Löwen.

Sass ich früher oft beim Mittagessen mit Bratwurst Rösti im Ochsen (ein Ochse ist ein kastrierter Stier!) in Beromünster, so sitze ich heute meist im Restaurant Löwen in Rickenbach. Ist das jetzt wegen der besonders feinen Salatsauce oder wegen meinem Aszendent?

Am Anfang meiner Weinkarriere trank ich ab und zu einen Erlauer Stierblut, später mochte ich besonders den Grand Sangre de Toro (Toro = span. Spier) von Torres.

Heute geniesse ich gerne den Léoville Las Cases oder den Château Latour. Warum wurde mir erst jetzt beim Blick auf deren Etiketten klar; auf beiden ist ein Löwe drauf!

Sitze ich in Zürich im Tram und höre die Durchsage: «Löwenplatz», muss ich mich zurückhalten um nicht reflexartig auszusteigen. Im Sommer bestelle ich mir manchmal automatisch einen Löwenzahnsalat, obwohl ich seine Bitterkeit eigentlich gar nicht mag.

Manchmal stibitze ich beim Teller meiner Gattin etwas Löwensenf, trotzdem ich eigentlich den scharfen Djon-Senf viel lieber mag.

Vor ein paar Wochen schenkte mir die hübsche Servierdame ein Löwenbräu ein. Als ich reklamierte ich hätte eigentlich ein Erdinger bestellt, fiel mir mein Tischnachbar ins Wort: «Du hast laut und deutlich ein Löwenbräu bestellt». Alzheimer oder Aszendent?

Obwohl ich Trickfilme nicht ausstehen kann, ertappte ich mich kürzlich beim Zappen am Fernseher, dass ich mir einen Comic bis zum Schluss ansah. Beim Abspann merkte ich dann warum; es war der König der Löwen!

Und trotz all dieser vielen Symptomen glaube ich doch nicht so recht an die so genannte Aszendenttheorie. Finanziell ist es mir bis heute nicht gelungen, mir den Anteil der Löwen zu sichern. Schaue ich nämlich jeweils Ende des Monats auf den Auszug meines Bankkontos, so bin ich immer noch Stier!

 


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