Um als Weingut gesucht, rar und teuer zu sein braucht es Historie, hohe Punktezahlen und kleine Mengen. Eigentlich würde bei diesem nur 4,7 Hektaren kleinen Weingut aus Pessac alles stimmen.
Doch auch heute noch findet man den Château Les Carmes Haut-Brion in der Regel unter 100 Franken. Durch seine Präsenz des Cabernet Franc (40%) könnte man ihn eigentlich fast als Cheval Blanc aus Pessac handeln. Der Merlot ist mit 50 % vorhanden. Nur gerade 10 % entfallen auf Cabernet Sauvignon. Die Produktion liegt bei nur 25'000 Flaschen. Der Zweitwein heisst Les Clos de Carmes. Wie Haut-Bailly macht dieses Weingut als eines der ganz wenigen Châteaux keinen Weisswein. Charme ist die Grundbezeichnung für diesen Wein, der eine gewisse Erotik ausstrahlt. Die neuesten Jahrgänge sind auf jeden Fall eine Affäre wert!
Ich dekantierte beide Weine mehr als 4 Stunden und liess diese im kühlen Keller. Der 1975 Les Carmes Haut-Brion zeigte sich schlank mit viel Kräuternoten und mit präsenten Gerbstoffen die sich mit der typischen, aber in diesem Falle reifen 75er Tanninen verbanden. Er erinnerte an eine leicht abgeschwächte Version des Mission gleichen Jahrganges (18/20). Eine Sensation dann der fast schwarze 1961 Les Carmes Haut-Brion. Viel Pflaumen, Mocca und kalter Rauch. Im Gaumen fleischig, warm mit einer ungeheuren Konzentration. Die Nase lag fast bei 20/20. Im Finale zeigte sich feines Liebstöckelkraut, nicht störend, aber doch die fast 50 Jahre Flaschenreife anzeigend. Ein sehr selten anzutreffender Wein, den ich in den letzten 20 Jahren nur ganz ganz selten in Auktionskatalogen fand. Ein paar Freunde, die an der der Weinprobe 61 x 1961 einen Platz buchen konnten, werden diesen Wein in zwei Jahren miterleben dürfen.
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