Nach dem kältesten Winter seit 25 Jahren, mit überdurchschnittlich vielen Frost und Eistagen, riss die Natur Ende März das Ruder herum und bescherte uns bereits im April Sommertage, so dass es in 2009 eigentlich keinen richtigen Frühling gab. Dem frühen Austrieb bereits Mitte April folgte eine eher kühlere Witterungsperiode, was eine längere Blütezeit im Juni bewirkte. Je nach Sorte und Standort hatte das durchwachsene Blütewetter bestimmte Anteile von „Verrieselungen“ (Blüteschäden) zur Folge, was praktisch eine natürliche Ertragsreduzierung bedeutete und dem Qualitätsstreben somit förderlich war.
Weiterhin positiv anzumerken ist die gute Niederschlagsverteilung ohne größere Starkregenfälle während der Vegetationszeit (300 Millimeter/m² von April-August), welche eine gute Umsetzung der Nährstoffe bewirkte, die Reben vor Stresssituationen bewahrte und eine günstige Entwicklung der Trauben gewährleistete. Ausreichend Niederschlag bedeutete aber auch große Wachsamkeit gegenüber Pilzschädlingen (echter und falscher Mehltau), die sich bei Feuchtigkeit und Wärme besonders wohlfühlen, was in diesem Jahr eine Herausforderung für den Winzer war.
Insgesamt lag auch in 2009 die Durchschnittstemperatur während der Vegetationszeit (April – September) wieder über dem langjährigen Mittel, obwohl keine absoluten Spitzentemperaturen zu verzeichnen waren. Auch dieser Umstand nützte den Trauben, vermied er doch Assimilations-störungen und Sonnenbrand. Ertrags regulierende Maßnahmen, wie das Entblättern der Traubenzone und das Ausdünnen überlasteter Anlagen (grüne Ernte), gaben den Reben den letzten Schliff zur optimalen Entwicklung.
So erlebten wir bereits Ende Juli das Weichwerden der Beeren und die beginnende Verfärbung bei den roten Sorten, was einen Vorsprung von gut 10 Tagen gegenüber dem langjährigen Mittel bedeutete. Der sehr schöne August ließ den Reifevorsprung weiter anwachsen und schaffte die Bedingungen für einen großen Qualitätsjahrgang.
Mitte September wurde sehr verhalten mit der Lese begonnen. Die Öchslegrade lagen noch über denen des sehr guten Jahres 2007, wobei sich auch die Säurewerte nahezu optimal präsentierten (ca. 2 g/l geringer als 2008), was ein Vorteil für die Harmonie der späteren Weine sein dürfte. Trockenheit während des gesamten Septembers sorgte für einen reibungslosen und gut steuerbaren Ernteverlauf mit weitgehend gesundem Lesegut. Mitte Oktober war die allgemeine Lese beendet.
Vor allem die Burgundersorten sorgten mit einem hohen Anteil von „Jungfernfrüchtigkeit“ für recht „neidische“ Erträge bei vergleichsweise sehr hohen Zuckerwerten, während vor allem früher reifende (und früher blühende) Sorten durchaus auch quantitativ befriedigen konnten. Je nach Lage, Kleinklima und Beschaffenheit des Weinbergs konnten in Rheinhessen recht differenzierte Erntemengen registriert werden. Per saldo dürften sich die Erträge des Jahrgangs 2009 ca. 10% unter dem langjährigen Schnitt einreihen, was sich mittelfristig stabilisierend auf die Fassweinpreise auswirken dürfte.
Qualitativ können wir uns auf einen hoch interessanten Weinjahrgang 2009 freuen, der einen nahezu optimalen Witterungs-, Vegetations- und Reifeverlaufverlauf erfahren hat. Gepaart mit der Erfahrung und dem Wissen der Winzer und Kellermeister wird dieser Jahrgang sicherlich sehr ausdrucksstarke, charaktervolle Weiß- und (...)
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