GESAGT - GETAN

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 27. November 2009 09:30

«Wir könnten eigentlich den 50gisten Geburtstag zusammen feiern, wenn wir schon in der gleichen Woche und sogar im selben Jahr geboren sind», sagten sich zwei Kollegen zu einander...

Eine Superidee ist das! «Komm lass uns in den Sempacherhof gehen, dort servieren manchmal ziemlich hübsche Servierdamen in recht kurzen Röcken!». Gesagt - getan.

Zehn Jahre später: «Wollen wir nicht zusammen den 60igsten feiern? Ich kenne da ein Restaurant ein Restaurant mit einer Super-Weinkarte, den Sempacherhof in Sempach-Station.» Gesagt - getan.

Wieder weitere 10 Jahre später: «Warst Du schon einmal im Sempacherhof? Dort könnten wir ja zusammen den 70igsten Geburtstag feiern! Wenn wir einen Tisch in der Nähe der Zwischentüre vom Saal bestellen, dann sind es nur wenige Meter bis zur Toilette!». Gesagt - getan.

Ein paar Wochen vor dem Geburtstag treffen sich die beiden zufällig. Beide erwähnen, dass sie bald einen runden Geburtstag feiern können. «Unglaublich,» meint der Eine; «so ein Zufall, wir sind beide bis auf ein paar Tage genau gleich alt. Diesen 80igsten Geburtstag müssten wir eigentlich gemeinsam feiern, ich habe kürzlich von einem Restaurant gelesen, das ganz in unsere Nähe sein soll und laut Gault-Millau 14 Punkte hat - es heisst Sempacherhof.» Der andere ist ganz begeistert: «Ja - lass uns dort zusammen feiern. Dort war ich noch nie!» Gesagt - getan!

 


1929 Château Belair

Natürlich waren alle gespannt wie eine so alte Jéroboam mit einem Füllniveau "mittlere Schulter" schmecken würde. Gekauft hatte ich diese Grossflasche aus den Weinschätzen von Walter Eigensatz für eigentlich wenig Geld, will heissen weniger als 2000 Franken.


Das ist zwar - vom Marktpreis her gesehen - recht günstig. Wäre aber viel zu teuer gewesen, wenn der Wein verdorben gewesen wäre. Oder noch schlimmer gekorkt hätte. Noch selten war ich so gespannt als ich den Korken herauszog, nach dem ich die Flaschenöffnung von relativ viel altem Mief gereinigt hatte. Nur noch schwach hielt der Korken und leistete fast keinen Widerstand. Nur ein ganz leises Plopp war zu hören. Ich hielt meine Nase an die Öffnung. Aussen roch es noch etwas nach Mief, aber schon kam ein feines, süsses Düftlein von einem alten, aber noch intakten Wein aus der Lochmitte von ganz weit unten. Ich holte mir ein Glas an der Theke vom Restaurant Rütli in Zug. Denn die Flasche starb während der "Imperiale-Metzgete" ihren Heldentod. Der Farbe war Orange-Braun. Die Nase duftete nach Rosenholz, altem Leder, Tornister, erdigen Noten und getrockneten Pilzen, doch da kam auch etwas süsse Frucht durch, überhaupt passte das Wort "süss" durch und durch in die Nasenbeschreibung. Klar, dass da auch nicht wenige Oxydationsnoten dabei waren. Im Gaumen schlank, dezent muskulöse, trockene, typische 29er-Gerbstoffe zeigend und auch hier ein schöne Mix von rotbeerigen Fruchtnoten, etwas Curry, verdünnter Madeira und an einen alten Rioja erinnernde Süsse aufweisend. Ein seltenes Erlebnis, denn wer hat schon die Chance aus einer so alten und erst noch sehr gut erhaltenen Grossflasche zu trinken?

1929 Ch. Belair, St. Emilion, Jéroboam 18/20
1970 Ch. Canon, St. Emilion, Jéroboam 18/20
1978 Ch. Margaux, Margaux, Doppelmagnum 19/20
1982 Ch. Meyney, St. Estèphe, Doppelmagnum 18/20
1989 Ch. Mouton-Rothschild, Doppelmagnum 19/20
1994 Ch. Montrose, St Estèphe, Jéroboam 19/20
1997 Ch. Valandraud, St. Emilion, Doppelmagnum 18/20
1998 Domaine de Chevalier, Pessac-Léognan, Balthasar 19/20
2000 Ch. Paloumey, Haut-Médoc, Doppelmagnum 18/20
1997 Ch. La Tour Blanche, Sauternes 18/20

Ein glanzvolller Abend mit Weinen die zwischen 18/20 bis 19/20 schwankten. Und nicht nur die Weine schwankten! Wer einmal an der Metzgete dabei sein will, der kann sich jetzt schon anmelden!
Siehe Events 2010, 20. November....

 


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