SCHENGEN AHOI

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 01. December 2009 09:51

Wie habe ich darauf gewartet endlich bei den «Schengenern» dabei zu sein. Das gibt praktisch nur Vorteile. Vor allem muss man bei der Passkontrolle praktisch nie mehr anstehen und auch unterwegs mit dem Auto geht es an den Schweizer Grenzen zügiger voran...

Wir sind unterwegs von Frankreich in die Schweiz. Geniessen die wunderschöne Fahrt durch den Jura und sind an der verschlossenen Zollabfertigung, am menschenleeren Zollhäuschen in Pontarlier einfach vorbei gefahren.

Hätte uns ein Zöllner gefragt ob wir Waren mitführen würden, so hätte ich geantwortet: «Ja - 30 Flaschen Wein» und ich hätte ihm die Rechnung gezeigt, die eh klar ersichtlich schon auf den Kartons bereit lag.

Ich hätte diese Weine verzollt, die 7.6 % Mehrwertsteuer entrichtet und dann beim Winzer die bereits bezahlte französische Mehrwertsteuer von 19.6 % zurück gefordert. Ein echtes Geschäft also. Fast wie ein zusätzlicher Rabatt.

Aber weil niemand da war, fuhr ich halt weiter. Etwa 300 Meter nach dem verlassenen Zollhäuschen hielt uns eine fliegende Zollkontrolle an und fragte ob wir Waren mitführen würden.

«Ja, wir waren im Burgund und dort habe ich 30 Flaschen Wein eingekauft!», sprach's und stieg aus um ihm die mitgebrachten Weine zu zeigen und gab ihm gleich auch die Rechnung auf die Hand.

Er griff sich ans Kinn und fragte ob wir den Meldeschein am Zoll ausgefüllt hätten.

Das konnten wir nicht, weil der Zoll ja geschlossen war.

Aber es gäbe da neu auf der Seite bei der kleinen Stiege, wenn man nach oben geht, so eine Art Briefkasten und wenn man diese Stiege hoch gehen würde, dann könnte man dort so ein Meldeformular nehmen und dieses ausfüllen und dann diese Deklaration in den gleich sich daneben befindlichen Briefkasten werfen. Und dann würde dann das Zollamt die Verzollung und Mehrwertsteuer in Form eine Rechnung nach Hause schicken.

Da überlegte ich mir spontan, wer dann wohl den Zollstempel auf der Originalrechnung gemacht hätte, um zu beweisen, dass ich die Weine deklariert hätte, für die ich die französische Mehrwertsteuer bereits zahlte. Hätte ich wohl da die Originalrechnung opfern müssen und wie hätte ich diese diesem Formular beiheften können? Ich sah später, dass dort die Formulare tatsächlich da waren aber kein Kugelschreiber und auch kein Behelfstischchen um etwaige Deklarationen ausfüllen zu können und auch kein Bostich um die Originalrechnung auf dem besagten Formular anheften zu können.

Wir waren zu viert und jeder hatte etwas Wein zwischen 12 bis 30 Flaschen pro Person eingekauft.

Was nun folgte:
1. Der federfürhende Zöllner nahm jedem uns die persönlichen Papiere ab.
2. Wir mussten zurück zum Zoll fahren.
3. Dann berieten die 3 Zöllner sehr lange was in einem solchen Fall zu tun wäre.
4. Es wurde geschrieben, kopiert und gefragt.
5. Dann musste jeder Delinquent einzeln antraben.
6. Erstens musste jeder den Zoll zahlen - als geschlossener Akt.
7. Dies passierte eben separat vor des danach folgenden Bussprozederes.
8. Dafür musste von jeder uns vier gleiche Formulare unterschreiben.
9. Diese vier Formulare wurden dann mit Kohlepapieren hinterlegt.
10. Dann unterschrieb ein Zöllner diese von uns bereits unterzeichneten Bögen.
11. Die Busse wurde separat von jedem einkassiert.
12. Der Beleg klebte der umständliche Zöllner dann ans vierte Kundenformular.
13. Dies nachdem er jedes einzelne Formular noch abgestempelt hatte.

Die Französische Mehrwertsteuer betrug umgerechnet 441 Franken. Ich kann diese nun, weil vom Zoll abgestempelt, beim Winzer zurückfordern.

Wäre das Zollhäuschen besetzt gewesen, oder ich hätte gewusst, dass es da an der Seitenwand einen ominösen Briefkasten mit Deklarationsformularen gibt, hätte ich nach Rückerstattung der Französischen Mehrwertsteuer und der Bezahlung der Schweizer Mehrwertsteuer inkl. Zoll am Import etwa 270 Franken zurück verdient.

Die Busse betrug inkl. Zoll 510 Franken. Ich bin jetzt in Bern registriert als Schmuggler.

Das ganze Prozedere dauerte ganze 1½ Stunden, stehend in einem stickigen, engen Zollhäuschen.
Die Zöllner konnten ganz schlicht nicht fähig das Prozedere bewältigen, wofür diese eigentlich angestellt wären.

Hätten Sie das mit dem Formular an der Seite, an der Wand des Zollgebäudes neben dem Briefkasten auf der kleinen Treppe, «wenn Zoll geschlossen» gewusst? Wir waren zu viert. Von uns wusste es keiner!
Jetzt wissen wir es! Man hat es uns auf sehr eindrückliche Weise gelehrt. Schengen Ahoi!

 

 


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