Das fängt ja gut an, dachte ich mir bei der ersten Weissweinserie! Der 1928 Meursault Goutte d'Or bewies: Nomen est Omen. Or heisst aus französisch Gold und die Farbe leuchtete tatsächlich golden und der Duft roch süss wie ein parfümierter, alter Sauternes. Auch im Gaumen war der Wein noch intakt und endete mit einem caramelisierten, haselnussigen Reigen. Ich schrieb die Zahl 19/20 hin. Genau so wie beim 1995 Puligny La Truffière von Bernard Morey und beim 2007 Corton-Charlemagne von Poulleau.
Doch das war ja eigentlich nur das Vorspiel. Die Gäste aus Deutschland und der Schweiz waren schliesslich wegen den gereiften Rotweinen aus der Côte d'Or zum Tobler Werner ins Restaurant Braui Hochdorf angereist.
Aber leider war uns das Flaschenpech mehr hold als das Genussglück. Viele Kork's und Gruftie's machten die Erwartungen mit jedem Flight etwas mehr zunichte. Da hält man sich dann an die feinen Strohalme die spärlich für Aufmunterung sorgten. So ein 1924 Gevrey-Chambertin von Jules Regnier (17/20), der kräftig-robuste 1952 Bonnes-Mares Ed. Mahler (18/20) oder der tänzerische 1953 Hospices de Beaune, Savigni Cuvée Fornerel (19/20) oder der 1962 Nuit St. Georges Clos des Corvées von Denis Gouachon (18/20).
Recht gross - aber doch nicht die Domaine- und Jahrgangserwartungen erfüllend: 1985 Richebourg von Jean Gros (18/20). Als zweitletztes Glas - der Pechvogel des Abends: 1987 Vosne Romanée Cros Parentoux von Henry Jayer mit einem schleichenden Kork. Das sind die ganz fiesen Korks. Man spürt den grossen Wein darunter und über diesem grossen Wein schleicht eben ein Zapfenduft. Der Gedankengang ist zwar fies - aber wenn man es vorher wüsste, dann könnte man diese Flasche statt öffnen ja auf die Auktion geben und - in diesem Falle - weit mehr als 1000 Franken dafür einkassieren.
Etwas Trost spendete der Tischwein; eine Impériale 2002 Château d'Agassac und der frisch gefüllte 2008 Pinot Noir vom Thomas Mattmann aus Zizers. Letzterer war eigens für die pleitige Burgunderprobe nach Hochdorf angereist.
Und die unglaublich tolerante Tischrunde schwor sich genau in einem Jahr wieder beim Werni zu treffen.
Wie sage ich doch immer wieder? Echte Burgunderfreunde sind halt unverbesserliche Masochisten!
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