SAME TIME – SAME PLACE

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 23. December 2009 15:50

Er kommt immer um 16.00 Uhr. Nicht weil die Einladung so formuliert ist, sondern weil er schon letztes Jahr um die gleiche Zeit kam. Und auch das Jahr zuvor. Und um die gleiche Uhrzeit auch schon vor zwei Jahren.

Also koche ich dann halt schon am Mittag das Abendessen und mache die entsprechenden Vorbereitungen im Keller damit ich ready bin - wenn er dann um 16.00 Uhr kommt.

Die Invitation ist eine jahrelange Revanche für seine Gastfreundschaft die wir jeweils in Ste. Maxime erleben dürfen. Heuer wünschte er sich Pomerol. Und er wünschte sich mit einem halben Fläschchen zu beginnen. Dies deshalb weil er sich das gleiche schon letztes Jahr wünschte. Und auch im Jahr zuvor.

Also hielt ich es für eine gute Idee, mit einem Schöppli 1994 Le Pin (süss, Kokos, Caramel 19/20) zu beginnen. Weil meine Frau etwas später von der Arbeit kam, holte ich noch ein Schöppli 1994 Gazin (würzig, jung 18/20), aus dem Keller. Und weil mein Frau dann noch etwas später nach Hause kam als gedacht (Schneesturm!) fand ich selbst die Idee ein Schöppli 1988 Lafleur zu öffnen (Dörrfrüchte, Teer, Kräuter 19/20) geradezu genial.

Am Tisch begannen wir mit dem legendären 1985 L'Eglise-Clinet. Ein unglaublich junger Wein mit viel Johannisbeeren und Himbeeren und feinen Trüffel und Erdnoten. 19/20. Nebenbei: Der Wein wurde ausschliesslich in gebrauchten Barriquen ausgebaut. Leider war der 1937 Petit Village über dem Zenit und nur noch ein säuerliches Rostwasser. Ich goss den Wein in die Bratensauce in der genügend Schweinsfüsse schmorten die dann später den hausgemachten Hackbraten begleitete.

Dafür bot der 1967 L'Evangile eine schöne Überraschung: Kompakt, viel Pflaumen und erstaunlich viel Tiefgang in seinem samtigen Body zeigend. 18/20. Wer würde es schon wagen bei eine Pomerol-Einladung nicht am Schluss noch einen Pétrus zu servieren? Ich dekantierte den 1995er vier Stunden lang. Zu kurz! Der Luxuswein ist noch geballt und fast kantig mit unglaublich viele Reserven. Er zeigt dabei ein extrem konzentriertes, rotbeeriges Extrakt auf der Zunge. 10 Jahre warten lohnt sich. Also handelt es sich bei den 19/20-Punkten eher um eine Potentialwertung.

Am anderen Tag verabschiedete er sich bedankend und wir verabredeten uns mit einem fixen Termin in einem Jahr - wieder um 16.00 Uhr.
Irgendwo las ich einmal, dass zu grosszügige Gastgeber auch Pleite gehen können.
Hoffentlich wünscht er sich nächstes Jahr Weine von der Appellation Listrac!

 


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