Seit seiner Geburt, respektive seit der Fassprobe im März 2001 hatte ich jedes Jahr die Möglichkeit, mindestens einmal am Mouton 2000 zu schnuppern um seine Evolution mit zu verfolgen.
Es ist ein sehr delikater, süsser Mouton, der sicherlich zu den ganz grossen Mouton-Jahrgängen gehört, dem aber dann doch ein kleines Quäntchen Genialität und Power fehlen um die Maximalpunktezahl zu erreichen.
Etikettensammler ärgern sich, weil er gar keine Etikette hat, sondern nur eine zugegeben sehr edle, goldene Flaschengravierung aufweist. Die anderen Premierbesitzer ärgern sich, weil er - seit diesem Jahrgang - in eine wesentlich grössere, luxuriösere und auch schwerere Flasche abgefüllt wurde um sich, zumindest optisch, von der Konkurrenz abzuheben. Und die Weingeniesser ärgern sich, weil er - und da ist er nicht alleine - ganz schön viel Geld kostet.
Schon wieder so Einer, dachte ich mir, als ich erstmals im Keller vom Dorfmetzger Werner Limacher in Hünenberg stand. In der Mitte provokativ protzend mehrere verschlossene Kisten Mouton-Rothschild auftürmend und rundherum zwar auch gute, aber doch eher nette Flaschen. Ich hasse Mouton-Sammler. Sammeln heisst da sehr oft - vergammeln.
Meine Freunde nahmen aus ihrem Keller auch ein paar Weine mit zum Lunch und anschliessendem Jass. Doch irgend wann ging unser Bestand zur Neige und da kam die Idee auf, dass wir doch jetzt von seinem Bestand so eine schwere Kiste Château Mouton Rothschild 2000 aus dem Keller hiefen könnten und mit einem Kaffeelöffeli (es war kein Schraubenzieher in der Nähe...) versuchen könnten den Deckel aufzubrechen um dann eine solche Flasche gemeinsam zu trinken. Ich unterstrich diese Absicht, indem ich dem Werner erklärte, dass ich eigentlich jedes Jahr einmal den Mouton 2000 degustieren müsste für eine berufsbegleitende Degustationsnotiz...
Es brauchte keine weiteren Überredungskünste und eine Minute später funkelte das tiefdunkle Rot in einer edlen Karaffe. Und einen glücklichen Moment später war ich stolzer Besitzer von einem guten Deziliter «Schäfliwein» in meinem Gabriel-Test-Glas das noch vor diesem Sommer auf den Markt kommen wird. Ich weiss jetzt nicht mehr genau, ob es an dem unglaublichen Glas lag oder am momentan unglaublichen Mouton. Auf alle Fälle bot dieser Moment ein wunderschönes Erlebnis mit guten Freunden in diesem hölzig heimeligen Carnozet.
Ein paar Minuten dampften kleine Weisswürstchen, Wienerli und pikante Minischweinswürstli auf dem Tisch. Und weil es so viele kleine herrliche Würstchen waren, musste noch eine zweite Flasche dran glauben. Danke Werner!
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