SAUERKRAUTVERLANGEN

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 19. February 2010 08:24

Wer hat das nicht? Eine Vision was man demnächst einmal unbedingt dringend essen könnte. Im Winter ein Raclette. Im Frühling Spargeln. Im Sommer Fleisch vom Grill. Im Herbst einen Rehrücken. Die Beispiele wären endlos...

Heute hatte ich mein ganz persönliches, ultimatives Sauerkrautverlangen!
Es gibt da so Vacuum-Packungen beim Supermarkt mit einem (viel zu) kleinen Wienerli, einer (wesentlich zu) kleinen Tranche Speck und wenigstens zwei einigermassen hungerkompatiblen Scheiben Hausmacherwurst. Da muss man selbst dazu nur noch etwas Salzkartoffeln kochen und den anderen Rest erwärmen.

Gesagt - getan! Am Morgen degustierte ich noch ein paar Weine von Schloss Salenegg. Einst berühmt, dann von anderen überholt, dann von mir kritisiert, dann von mir «konsulentiert» und heute wieder sehr vernünftig auf dem Damm.

Also sass ich ganz alleine mit diesem Mix aus Sauerkraut, Wienerli, Speck, Hauswurst und Salzkartoffeln am Tisch. Im Hintergrund Radio Eviva mit ländlicher Musik und im Glas den 2008 Blauburgunder von Schloss Salenegg. Das ist der Normale - nicht der Barrique. Man muss wissen, dass in der Bündner Herrschaft ein normaler Pinot Noir in der Regel Blauburgunder genannt wird und der gefässerte dann meist nobel mit der Deklarartion Pinot Noir auf dem Etikett prangert. Das ist nicht ein Verdikt von Schloss Salenegg, sondern eines von fast allen Bündner Winzern. Und da liegt der Speck im Sauerkraut - respektive der Hase im Pfeffer!

Heute wird der Pinot Noir in den grischonigen Regionen wie folgt separiert:
- Die einfachen, leichten sind die Traditionellen, kommen in den Stahltank oder in gebrauchte Holzfässer und heissen dann simpel Blauburgunder.
- Die Besseren lümmeln in den recht teuer erworbenen Piècen (228 Liter) oder Barriques (225 Liter) und heissen dann mondän Pinot Noir.

Was viele Winzer dabei vergessen haben oder irgendwie nicht schaffen, ist der Kompromiss zwischen diesen zwei Ausbausphären. Nämlich; einen anspruchsvollen Blauburgunder in die Flasche zu füllen, der so richtig herrrlich nach Herrschaft schmeckt und trotzdem enorm viel Spass bereitet und eine gewisse Grösse aufweist. Frei nach dem englischen Motto: «We do no like competition - we are different»!

Genau so schmeckt der 2008 Blauburgunder Schloss Salenegg. Es ist kein Wein, der Chambertin-Fans umhaut oder Beaune-Freaks in Rage bringt. Sondern er ist gedacht für Weingeniesser die wissen, dass im Bündnerland der eh schon leichtfüssige Pinot Noir manchmal Blauburgunder heisst und dass dies absolut kein Deklassement darstellen muss. Genossen mit einem traditionellen Gericht ist das wie ein helvetischer Genussvorbeimarsch. Vergiss nie - woher Du kommst!

 


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