Früher war zwar Vieles gut – aber heute ist Alles besser. Manchmal wäre es besser – es wäre einfach wieder gut!»

Gabriel_profil_icon From Rene GabrielPremium_small, at 18. August 2010 11:58

Liebe Weinfreundinnen, liebe Weinfreunde

 Ja ob ich denn nicht (A) etwas zu den unverschämten Preisen des Bordeaux 2009 zu sagen hätte, schrieben mir nicht wenig erboste Primeurkunden. Und ob ich (B) selbst überhaupt etwas gekauft hätte?

A. Mir hat es die Sprache verschlagen, als ich die Preise für die bestbewerteten Weine sah.

B. Ja! Zum Beispiel: Gazin, Gruaud-Larose, Clerc-Milon, Grandes-Murailles etc.   

 

Gute alte Zeit! Als ich vor mehr als 25 Jahren selbst schon Bordeauxweine subskribierte und dann vor 20 Jahren begann im grossen Stil für Mövenpick Primeurs einzukaufen, waren die noch im Fass liegenden Bordeaux wesentlich billiger als jene, die sich schon auf dem Markt befanden. Heute ist es genau umgekehrt. Also müsste man dieses Phänomen zu erklären versuchen. Hier die mögliche Antwort…

 

Vor 50 Jahren waren die Châteaubesitzer arm und die Händler in Bordeaux (Négociants) reich! Damit die Châteaubesitzer Löhne und neue Fässer bezahlen konnten, kauften die gut betuchten Négociants zu einem frühen Zeitpunkt, meist im Frühjahr nach der Ernte, deren Weine. Oft waren des die besten Fässer, die dann an den Quais in Bordeaux weiter vom Händler selbst ausgebaut und schliesslich als Händlerabfüllung verkauft wurden. In ganz schlimmen Krisenzeiten sogar noch vor der Ernte. Unter «achat sur souche» verstand man, dass sich Winzer und Händler im Rebberg trafen, um den Austrieb zu begutachten und daraus möglicherweise auf einen guten Jahrgang zu schliessen. Dann definierten die Partner eine gewisse Menge mit dem Preis und besiegelte den Pakt per Handschlag.

Dies brachte u.a. den damaligen Besitzer von Château Lynch Bages, André Cazes einmal arg in Nöten. Durch den Frost und die Verrieselung der Blüte im Mai fiel die Produktionsmenge des Jahrgangs 1961 extrem klein aus und so musste er dann den Folgejahrgang 1962 mit der vereinbarten Restmenge nachliefern um seinen Verpflichtungen nach zu kommen.

In den Jahren bis 1969 kauften nur die Négociants in Subskription und lagerten dann die Weine in ihren Hallen so lange, bis sich ein Käufer dafür fand. In deren Angebot befanden sich oft mehr als ein Dutzend Jahrgänge des gleichen Châteaux…  

So ab 1970 übertrug man dieses Primeur-System auf die Weinhändler in Europa. Allen voran England, Frankreich, Belgien und die Schweiz waren die ganz grossen Abnehmer. Warum dieses System wohl Erfolg hatte? Ganz einfach; die neuen Jahrgänge waren viel billiger als die alten!

Diese Europäischen Weinhändler boten dann die bereits eingekauften und vorfinanzierten Weine den eigenen Gastro- und vor allem Privatkunden an. Mit stets leicht wachsendem Interesse…

Mit dem Jahrgang 1982 (und den hohen Parker-Bewertungen der sich mit diesen hervorragenden Millésime erstmals seinen heute süffigen Namen verdiente…) begann der Begriff «Primeur» in der Marktwirtschaft zu greifen und die Subskriptionen wurden zu einem veritablen Geschäft mit stetig wachsendem Umsatzpotential.

Doch die Verteilung erfolgte immer noch auf die «alten Abnehmer» und das Verhältnis «Nachfrage und Angebot» hielt sich einigermassen in Grenzen.

Ich erinnere mich, dass der recht teuer lancierte Jahrgang 1989 einen Riesenerfolg erzielte aber dann der im Prinzip eben so hoch bewertete 1990er schwach gezeichnet wurde. Noch Jahre danach lümmelten grosse Mengen bei den Weinhändlern herum. Die miesen Folgejahre brachten, dann aber die Liebhaber doch noch auf die Idee ein paar Kisten zu kaufen.

Ab 1995 wuchs das Interesse an den Bordeaux in neuen Ländern. Der wachsende Reichtum, das Zelebrieren von Europäischer Gastronomie und das Interesse an Luxusprodukten aus Frankreich, aber auch Italien wurde zum «Must» für viele Millionäre aus Russland und Asien.

Doch – Bordeaux war leer gekauft von den «alten Kunden». Es entstand ein neuer Markt mit vielen Zwischenhändlern. Diese sind heute als «Broker» bekannt. Sie kauften viele kleine Mengen bei Weinhändlern aus Europa und hatten auf der anderen Seite Kunden aus neuen Ländern, die bereit waren wesentlich mehr zu bezahlen als die Europäischen Privatkunden.

Und so überstieg die Nachfrage zuerst nach reifen und ein paar Jahre später auch nach jungen Weinen das Angebot.

Gleichzeitig standen die allerbesten Weingüter – vor allem die Premiers Grands Crus – immer mehr in transparenter Konkurrenz durch den immer mehr einflussnehmenden Weinjournalismus. Einerseits direkt gegenüber den anderen Premiers und auch zum restlichen Feld von Deuxièmes Crus bis hin zu den beliebtesten Crus Bourgeois und den Weinen aus Pomerol (ohne Klassement) und Saint Emillion (eigenes Klassement).

Galt es vor 40 Jahren möglichst viel Wein zu produzieren um möglichst viel verkaufen zu können, so steht heute eine mörderische Selektion im Vordergrund. Nur das Beste vom Besten kommt in den «Grand Vin». Dies führte dazu, dass damals bei mässigem Interesse (kleine Jahrgänge) und ausgewogener Nachfrage (grosse Jahrgänge) den «alten Kunden» aus Europa von den Top-Weingütern Mouton-Rothschild, Lafite-Rothschild, Latour, Margaux, Haut-Brion, Cheval-Blanc, Ausone und Pétrus insgesamt mehr als zwei Millionen Flaschen zur Verfügung standen.

Heute gibt es noch jährlich wenig mehr als eine Million Bouteillen dieser Luxusweine. Der Grund: Bei gleicher Fläche ist der Ertrag heute viel geringer und jedes dieser Weingüter (ausser Pétrus) bringt das Deklassement (junge Reben, leichte Böden, weniger konzentrierte Cuves) in Form von Zweitweinen auf den Markt.

Und (zu) viele reiche Liebhaber wie auch Exhibitionisten auf der ganzen Welt wollen diese Luxus-Cru’s! Also lautet die preistreibende Formel: «Halbe Menge bei x-fach grösserer Nachfrage».     

 

Dieser Effekt bringt es mit sich, dass Weinproben mit schönen reifen Weinen inklusive Essen oft günstiger sind, als wenn man dieselben Flaschen in Subskription kauft. Und Freundschaften schliessen sich an diesen gemütlichen Tischen einfacher als bei den oft abgehobenen Besitzern nobler Bordeauxweingüter…      

 

Mittwoch, 25. August 2010, 18.30 Uhr, Restaurant Kellerbauer, Bad Vigaun (A)
«GLAS-WEIN-KOCHKUNST»
An diesem Abend kommen vier Experten, das Thema Wein betreffend, zusammen und präsentieren Ihnen Genuss pur. Der mit Sicherheit unvergessliche Abend findet im Gourmetrestaurant Kellerbauer in Vigaun statt und bietet ein buntes Programm aus allen Genusssparten. Infos: http://www.weingabriel.ch/317001/156201.html

 

Samstag, 4. September 2010, 10.00 Uhr, Radisson Blu Hotel, Luzern
«AUKTION DER WEINBÖRSE».
Die 78igste Weinversteigerung der WB WEINBÖRSE AG findet zum ersten Mal in der Stadt Luzern statt. Im Radisson Blu Hotel gelangen am Samstag, 4. September von 10 bis 17 Uhr 1375 Einzellots mit über 10'000 Topweinen unter den Auktionshammer mit Zuschlag an den Meistbietenden. Katalog download: www.weinboerse.ch

 

Donnerstag, 23. September 2010 18.30 – 21.00 Uhr, Mövenpick Weinkeller Zürich-Enge, Seestrasse 160, 8002 Zürich
«GABRIEL-GLAS-PARCOURS»
Die schönsten, attraktivsten und besten Mövenpickweine aus dem neuen, universell-noblen «Gabriel-Glas» an einem Abend verkosten? Flaschen von Fr. 17.80 bis weit über hundert Franken! In allen Farben, Rebsorten und aus den wichtigsten Anbauländern!
René Gabriel hat sich aus dem grossen Mövenpick-Sortiment seine absoluten Lieblingsweine ausgesucht und stellt diese an diesem unterhaltsamen Degustations-Parcours persönlich vor. Und er erzählt nebst ein paar Anekdoten auch die Geschichte von seinem ganz persönlich entworfenen «Gabriel-Glas», das unglaublichen Weingenuss verspricht. Testen Sie es selbst! Preis pro Person: Tasting, Weine, Snacks, Vortrag Fr. 70.-. Anmeldung: Weinkeller.Zuerich@moevenpick.com 044/ 201 12 77

 

Freitag, 22. Oktober 2010, 19.00 Uhr, Schloss Esterhazy, Eisenstadt (A)
«FRANKREICH & BURGENLAND»
Ein kultureller Wein-Genuss-Abend mit Weinen aus Frankreich und Burgenland und begleitendem Diner. Gastkommentator: René Gabriel. Infos: e.kamper@esterhazy.at 

 

Samstag, 20. November 2010, 19.00 Uhr, Restaurant Rütli, Zug (CH):
«IMPERIALE-METZGETE».
Grosses Metzgete-Menu mit Blut-, Leber- Bratwürsten, Läberli, Rippli, Speck etc. Ein härzhaftes Stück Käse von der Alp Rosenlaui im Haslital. Öpfelchüechli mit Vanillesauce. 
Wachauer-Apero. Dann folgen viele Grossflaschen zwischen Doppelmagnum bis Balthasar. Etwa vom Niveau: Valandraud, Cheval-Blanc, Barton, Montrose, Lafleur, Cru Bourgeois und ganz sicher eine Jéroboam Latour 1981. Und natürlich, reifen Sauternes zum Dessert. Kafi Luz. Musik mit Gabriel-Showeinlage. Ein rustikaler Event für bodenständige Kampftrinker-Innen. Und das Alles für nur Fr. 500.- / 320 Euro pro Person! Inkl. Weine, Essen, Mineral, Kafi-Träsch und Musik!
Noch genügend Plätze - jetzt anmelden: weingabriel@bluewin.ch

Wer will mit nach New-Zealand im Januar 2011? Infos über diese Reise, viele weitere Events und heitere Weingeschichten mit einem Klick auf: www.weingabriel.ch

 


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