Sigi Hiss: Portugals trockene Rotweine – TN oder Cuvee?

Profil_webnwine_marcel_icon From Marcel MerzPremium_small, at 01. March 2011 12:25

TN oder Cuvée?

Portugal als Weinland kennzeichnen zwei wesentliche Sachverhalte. 300 weiße & rote autochtone Rebsorten & der traditionelle Ausbau der Weine als Cuvée. Eine Cuvée, die im Rebberg entsteht, da man dort zum größten Teil den gemischten Satz vorfindet. Heutzutage wird die Cuvée aber auch im Keller zusammengestellt & in den Rebgärten wird sortenrein angepflanzt. Die Liebe zur Cuvée aber ist ungebrochen. Daran entzündet sich eine heftige Diskussion innerhalb der Winzerschaft.

Portugals Diskussion

Jede Weinregion hat irgendwo ein Leitbild, manchmal kann dies eine bestimmte Rebsorte sein. Ein Merkmal einfach, mit dem man eine Weinregion identifiziert. Unverwechselbarer Leberfleck. Riesling für Deutschland, Grüner Veltliner in Österreich, Pinot Noir für das Burgund, Bordeaux Blend im Bordelais. Portugals trockene Rotweine haben solch einen Leberfleck (noch) nicht. Man hat die 300 autochtonen & den gemischten Satz. Aber kein Leitbild.

Es ist schwierig, eines mit Grip aus unzähligen, unbekannten & teilweise schwer auszusprechenden Rebsorten zu kreieren. Zumal, nicht wie im Bordeaux, sich die Blends aus nur 2-4 (bekannten) Sorten zusammensetzten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Portugal, was trockene Weine anbetrifft, ungefähr erst seit einem Jahrzehnt richtig wahrgenommen wird. Es fehlt schlichtweg das weltweite Bewusstsein, für Portugals Riesenpotenzial bei trockenen Rotweinen.

Man macht sich deswegen in Portugal schon seit einigen Jahren Gedanken. Wie kann man sich nachhaltig ins Bewusstsein der Weinliebhaber bringen? Wie die Einzigartigkeit ihrer Weine im hart umkämpften Weltmarkt, in wachsende Verkaufszahlen umsetzen? Eben den unverwechselbaren Leberfleck finden. Wie genau die Diskussionen, Prozesse abliefen, keine Ahnung. Jedenfalls beschloss man, eine Leitsorte sei der Weg der Wege. Aus Sicht der Marketingstrategen logisch & nachvollziehbar. TN (Touriga Nacional) ist die Auserwählte. Beschlossen.

Zwei Lager

Soweit so gut. Es haben sich nun im Laufe der weiteren Diskussionen nach dem Beschluss, zwei Lager aufgetan. Einmal die Befürworter der TN als Leitsorte. Die andere Gruppe steht für die Cuvée, ob als Cuvée de Rebgarten oder als Cuvée Kellerkind, sei mal dahingestellt. Beide Gruppen haben sehr wohl gute Argumente für ihre jeweilige Position.

Die Cuvée’ler bringen die Tradition & historische Bedeutung der Cuvée in Portugal als ein wichtiges Argument auf den Tisch. Das zweite Hauptargument ist, dass eine Cuvée komplexere, tiefere & somit interessantere Weine hervorbringt. DER Grund der Gründe. Innerhalb der Weinproduktion immer wird verschnitten, selbst bei reinsortigen Weinen. Stahltanks, Holzfässer, Barriques oder verschiedene Lagen, werden miteinander verschnitten.

Die Befürworter der Touriga Nacional als Leitsorte, bringen die Argumente des Marketing zur Sprache. Aber nicht nur. Sehr viele Winzer sehen im reinsortig ausgebauten Wein aus Touriga Nacional ein großes Qualitätspotenzial. Zweifelsohne trifft das zu & steht auch bei den Cuvée’lern außer Frage. TN bringt sehr fruchtige, dichte & aber nie oberflächliche Weine hervor. Durchaus ein sattes Tanningerüst zeigend aber nie im Stil der Tannat Traube im Madiran, die sich oft harsch & (...)


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