Peter Rahm aus Hallau fragt, ob der amerikanische Weinkritiker Robert Parker auch Schweizer Weine kommentiere und bewerte. Wenn nein, warum nicht? Ist es möglich, dass die tolle Qualitätsentwicklung der einheimischen Produkte an ihm vorbei gegangen sei? Peter Rahm erhält für diese Frage den Clos d'Agon 2008 aus Spanien, eine hervorragende Cuvée aus Cabernet Franc, Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot. Das gleichnamige Weingut gehört Schweizer Investoren. Das Wein- und Auktionshaus Les Grands Vins Wermuth in Zürich (www.wermuth.ch) stellt den Rotwein im Monat April zur Verfügung.
Eine durchaus berechtigte Frage, lieber Herr Rahm. Bis jetzt ist mir leider noch keine Bewertung begegnet, die Robert Parker für Schweizer Weine vorgenommen hat. Sonst hätten die Produzenten sicher mit den (hohen) Punkten für ihre Produkte geworben.....Ein Leser hat mich indessen freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht, dass der Amerikaner einst den Chardonnay 1998 von Daniel und Martha Gantenbein benotet. Das ist schon eine Weile her. Leider hat der einheimische Weinbau generell im angelsächischen Raum eine geringe Bedeutung. Nun, wir sind ein kleines Weinland. Einer der Gründe für die Nichtbeachtung dürfte gewiss darin liegen, dass die Winzer wenig bis gar keine Gewächse exportieren. Namentlich von den Spitzenprodukten gibt es so geringe Mengen, dass sich Ausfuhren kaum lohnen. Daher sind die Weine im Ausland auch nicht bekannt. Sie haben recht: Kritiker und Weingeniesser im Ausland verpassen viele bemerkenswerte Tropfen. Seit der Liberalisierung hat ein eigentlicher Qualitätssprung stattgefunden. In allen Gebieten sind sehr gute Weine zu finden - von Pinot noir im Bündnerland und der restlichen Deutschschweiz, über Merlot im Tessin, Syrah im Wallis oder Chasselas im Waadtland. Immerhin bleibt nachzutragen: Die Schweizer (Qualitäts-)Weine sind bei Liebhabern immer stärker gefragt und entsprechend schnell ausverkauft. Vielleicht entdeckt auch Robert Parker eines Tages diese Geheimtipps, und nicht nur den Chardonnay von Gantenbein.
Dieser Beitrag wurde uns freundlicherweise von Peter Keller, Wein-Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, zur Verfügung gestellt. Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
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