Ungeachtet des mengenmäßig kleinen Jahrgangs 2010 (circa 30-50% unter dem durchschnittlichen Ertrag) und den daraus resultierenden Herausforderungen hinsichtlich des Wirtschaftsjahres 2011, ziehen die nahezu 200 Prädikatsweingüter Deutschlands eine überaus positive Bilanz 2011.
Im Hinblick auf die Strategie im Umgang mit der gleichbleibend hohen Kundennachfrage bei Jahrgängen wie dem 2010er kommt den Prädikatsweingütern zugute, dass sie teilweise Weine bis zu ihrer optimalen Trinkreife im Keller behalten, so dass sie mit dieser Jahrgangstiefe geringere Erntemengen ausgleichen können. „Unsere Güter sind wirtschaftlich gesund. Bei einem mengenmäßig so kleinen Jahrgang wie 2010 macht sich unsere auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegte Strategie positiv bemerkbar“, bringt VDP-Präsident Steffen Christmann die gleichbleibend positive Entwicklung der Prädikatsweingüter auf den Punkt. Ob der kleinen Menge war das Wirtschaftsjahr 2011 dennoch kein einfaches für die VDP-Winzer, aber eben auch eines, welches die Spreu vom Weizen trennte. So können die Prädikatsweingüter konstatieren, dass das Spitzenweinsegment der Weine aus ERSTER LAGE* auch weiterhin als Motor der Entwicklung fungiert und überproportional profitiert. Und das nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auf den internationalen Märkten. Dadurch blieben die Exportzahlen im Spitzenweinsegment weiterhin stabil. „Die große Herausforderung der kleinen Menge haben wir zwar mit Anstrengungen, aber letztlich mit Bravour gemeistert, was allen voran an unseren kreativen Winzern lag, denen es gelungen ist, den Markt ausreichend zu beschicken“, so Steffen Christmann. Die Qualität ihres Jahrgangs 2010 drückt sich für die Prädikatsweingüter erneut eindrucksvoll in den nationalen und internationalen Erfolgen und sehr guten Weinbewertungen aus.
VDP-Absatzstrukturen
Durch den Jahrgang 2010 verzeichneten die Prädikatsweingüter einen kleinen Absatzrückgang. Der Absatz lag 2011 bei circa 32 Mio. Flaschen, zeigte sich aber dennoch, wie auch in der gesamten deutschen Weinbranche, als relativ stabil. Trotz der kleinen Erntemenge 2010 hielten die Prädikatsweingüter den durchschnittlichen Flaschenpreis von ca. 9,50 €. Der durchschnittliche Preis für ein GROSSES GEWÄCHS ist mit dem Jahrgang 2010 leicht gestiegen – hier aber nur um 4-10 % auf ca. 27,50 €. Dies entspricht mehr oder minder nur, über mehrere Jahrgänge und der zurückhaltenden Preispolitik der letzten Jahre gesehen, der Inflationsrate. Hier haben die Prädikatsweingüter dem Umstand Rechnung getragen, dass eine vehementere Preisanhebung vom Markt nicht akzeptiert worden wäre. Der Gesamtumsatz der Prädikatsweingüter belief sich im Jahr 2011 auf circa. 270 Mio. €, was nach einem 30-50 %tigen Ertragsverlust nur einen Umsatzrückgang von 7% zum Vorjahr bedeutet. Die GROSSEN GEWÄCHSE stellten in 2011 ca. 2,5% der VDP Gesamterzeugung dar mit einem Umsatzanteil von ca. 9%.
Die Strategie im Umgang mit der großen Nachfrage der Kunden und den geringeren Ertragsmengen gestalteten die Prädikatsweingüter auf vielfältigste Art und Weise, um eine gute und gesunde Marktbestückung zu erreichen: ob durch enge Mengenabsprachen, Substitution durch ältere Jahrgänge, strikte Aufteilung nach Zielgruppen, passivem Vorgehen bei der Neuakquise, strikter Kontingentierung oder späterem Markteintritt. Auch der Handel trug durch Abbau seiner Bestände zur Marktbeschickung bei, so dass der Markt auf Spitzenweine auch im Jahr 2011 nicht verzichten musste. Im Basisweinbereich wurden Fehlmengen für Lieferverträge zumeist durch selektiven Traubenzukauf aufgefangen.
Inland
Im Vergleich mit den Vorjahren zeigte sich der Weinabsatz für die Prädikatsweingüter 2011 in Deutschland weiterhin stabil. Nach wie vor werden hier ca. 80% der VDP-Weine abgesetzt, wobei ein Trend ganz deutlich wird: Circa 50% der VDP-Weine im Inland werden direkt an Endverbraucher verkauft – der Vertriebskanal des Direktbezugs beim Erzeuger stößt beim Kunden nach wie vor auf großes Interesse. Auch die gute und professionelle Beratung im Weinfachhandel bleibt weiter wichtig – mit ca. 30% steht der Fachhandel daher an zweiter Stelle der wichtigen Vertriebskanäle der Prädikatsweingüter. Qualität beim Wein wie auch bei der Beratung scheinen für die Weingenießer untrennbar verbunden. Insgesamt verzeichnen die Prädikatsweingüter einen sich stets verstärkenden Zuspruch aus dem Inland.
Ausland
Dem kleinen Jahrgang und der großen Nachfrage im Inland zum Trotz ist der Anteil des Absatzes im Ausland fast gleichbleibend stabil zum Vorjahr geblieben und liegt derzeit bei 20%. Dennoch zeigt sich die Verteilung auf die einzelnen Exportmärkte extrem heterogen. Die Absätze in den USA entwickelten sich von Weingut zu Weingut sehr unterschiedlich, jedoch insgesamt eher positiv, was auch die Zahlen aus der gesamten deutschen Weinbranche untermauern (+19%, Quelle: DWI). Hingegen zeigt sich Großbritannien seit 2007 abnehmend. Als Ausgleich dafür haben sich in den letzten Jahren hochkarätige Nischen-Märkte wie Schweiz, Russland, Kanada, Italien, Spanien, aber auch Japan für die Prädikatsweingüter als spannende Exportmärkte entwickelt. Dieser Trend setzte sich auch in 2011 positiv fort. Diese Märkte haben kein großes Absatzvolumen, sondern zeichnen sich durch den Absatz hochpreisiger Terroir-Weine aus. Hier sind die Prädikatsweingüter einmal mehr Pioniere für den Deutschen Wein, denn mit diesen Weinen wird das Image Deutschlands als exklusives Weinland mit hervorragenden Lagen profiliert. Aufstrebende Märkte wie in Skandinavien, Hongkong und China bieten vor allem den hochpreisigen Weinen aus ERSTEN LAGEN* einen hervorragenden Absatzmarkt. Im Ausland steht insbesondere der Fachhandel an erster Stelle des Vertriebsweges.
Ausblick 2012
Die Ernte 2011 erfüllte alle Erwartungen der handwerklich arbeitenden VDP-Winzer an einen guten Jahrgang. Es reifte und reift eine durchweg unikater Jahrgang mit einer Qualität von besonderer Güte in den Fässern, der in Sachen Qualität hervorragende Weine mit einer moderaten Säure und einer hohen Mineralität und Dichte hervorbringt. Qualitativ zeigt sich der Jahrgang 2011 auch schon nach den ersten Jungweinproben als harmonisch reifender Jahrgang, allerdings – und dies glücklicherweise – stimmen beim Jahrgang 2011 auch die Mengen. So sind die VDP-Winzer summa summarum höchst zufrieden mit den Erntemengen 2011, die mit ca. 50 hl/ha im Durchschnitt liegen. In den Regionen und Lagen, die von Unwettern und Frost verschont wurden, sind sie mit einer im Durchschnitt 80%igen Ernte auf jeden Fall aber um einiges höher als im letzten Jahr. „Nachdem die Voraussetzungen für einen sehr guten Jahrgang gegeben sind, lässt sich langsam erkennen, welche Schätze wir im Keller haben. Nach heutiger Einschätzung könnte der Jahrgang sogar das Potential haben, sich in die Tradition der legendären „Elfer“ – 1811 und 1911 – ein zu reihen. Zudem freuen wir uns darüber, in diesem Jahr die Nachfrage unserer Kunden auch ohne Kontingentierung erfüllen zu können und damit die Wirtschaftlichkeit unserer Güter zu stabilisieren“, fasst Steffen Christmann den Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2012 positiv zusammen.
VDP–Absatzstrukturen allgemein 2011
(es handelt sich nur um eine Hochrechnung – nicht um absolute Zahlen)
Gesamtabsatz im Jahr 2011 (in 0,75 Fl.)
ca. 32.000.000
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VDP-Gesamtrebfläche: 4.900 ha
Ertrag im ø: 41,5 hl/ha (Jahrgang 2010) 53 hl/ha (Jahrgang 2011) |
Absatz im ø
Inland 80 % (2004: 86%) Export 20 % (2004: 14%) (Exportanteil von 0-80 %, besonders stark an Mosel) |
Umsatzvolumen in Euro Gesamt ca. 270 Mio. Euro pro Betrieb ca. 1,38 Mio. Euro
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Export-Veränderungen
Aufstrebende Märkte wie China, Kanada, Russland, Japan, Schweiz gewinnen an Bedeutung. Gleichbleibend erfreulich zeigen sich die skandinavischen Märkte, USA, Niederlande. |
Stand Februar 2012
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