Die rheinland-pfälzische Landwirtschaft wird unverändert vom Weinbau geprägt, aber auch Gemüse und Obstanbau spielen eine bedeutende Rolle. twa 45 Prozent der 20.000 landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften – so das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz – 63.300 Hektar Rebflächen und damit neun Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Kein anderes Bundesland erreicht einen derartigen Anteil auch nur annähernd. Auch bezüglich des Gemüse- und des Obstbaus gehört das Land zu den wichtigen Erzeugungsstandorten Deutschlands. Über größere Gemüseflächen als Rheinland-Pfalz (18.500 Hektar) verfügen nur Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Größere Baumobstflächen (4.300 Hektar) wiesen 2007 nur Baden-Württemberg und Niedersachsen auf.
Der Strukturwandel geht indes weiter. Die Zahl der Betriebe geht zurück, die durchschnittliche Fläche je Betrieb steigt. “Da nur bei einem geringen Teil der Betriebe die Hofnachfolge gesichert ist, wird diese Entwicklung sich fortsetzen”, erklärt Jörg Berres, Präsident des Statistischen Landesamtes. Immer mehr Betriebe wirtschaften nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Auch in diesem Segment nimmt die Betriebsgröße zu. »Außerdem suchen viele Betriebe ein zweites Standbein außerhalb der Landwirtschaft«, so Berres. »Hier sind vor allem der Bereich erneuerbare Energien und Tourismus zu nennen.«
Immer weniger Betriebe
Der seit Jahrzehnten zu beobachtende Strukturwandel setzt sich weiter fort. Die Zahl der Betriebe lag im Jahr 2011 bei rund 20.000, das waren drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Betriebe im Bundesvergleich eher klein
Im bundesweiten Vergleich sind die rheinland-pfälzischen Betriebe mit durchschnittlich 35 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche eher klein. Mit durchschnittlich 289 Hektar wirtschaften die größten Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Über eine geringere Flächenausstattung als in Rheinland-Pfalz verfügen die Betriebe in Bayern und Baden-Württemberg (jeweils 33 Hektar). Für diese Strukturunterschiede gibt es vielfältige Gründen. In den östlichen Bundesländern sind die landwirtschaftlichen Betriebe aufgrund der bis zur Wiedervereinigung gegebenen politischen Bedingungen deutlich größer als in den westlichen Ländern. In den alten Bundesländern sind die Unterschiede vor allem auf das Erbrecht zurückzuführen. So wurden in den nördlichen Regionen die Betriebe in der Regel als Ganzes vererbt (Anerbenrecht), wohingegen im Süden die Höfe unter den Erben aufgeteilt wurden (Realteilung). Ein weiterer größenbestimmender Faktor ist die unterschiedliche Form der Flächennutzung. Die auf einem Hektar Rebfläche erzielbare Wertschöpfung ist deutlich höher als die eines mit Getreide bebauten. Umgekehrt verhält es sich mit dem Arbeitskräftebedarf.
Hohe Zahl an Betrieben in Weinbaugebieten
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe liegt in den Weinbauregionen höher als in Gebieten ohne Weinbau. In den drei vom Weinbau dominierten Landkreisen Südliche Weinstraße (8,7 Prozent), Bernkastel-Wittlich (8,2 Prozent) und Mainz-Bingen (8,1 Prozent) wirtschafteten im Jahr 2010 rund ein Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe des Landes.
Mehr Ökobetriebe
Die Förderung des ökologischen Landbaus sowie die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten führen zu einer wachsenden Bedeutung dieser Produktionsweise. Im Jahr 2010 wirtschafteten 830 Betriebe nach den entsprechenden Richtlinien. Das war gegenüber 1999 ein Zuwachs von 123 Prozent. Im Jahr 2010 betrug der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen 5,4 Prozent. Festzustellen ist, dass die ökologisch arbeitenden Betriebe mit durchschnittlich 46 Hektar größer sind als diejenigen, die konventionell wirtschaften (34 Hektar). Gründe hierfür sind der höhere Anteil an Haupterwerbsbetrieben und die Anzahl der in der Rechtsform Personengesellschaft geführten Betriebe. Der Produktionsschwerpunkt der Öko-Betriebe lag im Anbau von Dauerkulturen (42 Prozent) und Futterbau (36 Prozent). Im konventionellen Bereich machten die Anteile 45 Prozent bzw. 24 Prozent aus.
Einkommen außerhalb der Landwirtschaft
Für viele Landwirte sind die aus der landwirtschaftlichen Produktion erzielbaren Einkünfte nicht ausreichend. Sie setzen deshalb auf die Diversifikation, d. h. sie nehmen Tätigkeiten in anderen Bereichen auf und ergänzen so ihre Einkünfte. Rund ein Drittel der 5.266 Betriebe, die im Jahr 2010 Einkommenskombinationen angaben, setzten auf die Erzeugung erneuerbarer Energien. Mit den Ställen und den Maschinen- oder Lagerhallen verfügen die Landwirte über große Dachflächen, auf denen Fotovoltaikanlage montiert werden können. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Fremdenverkehr. Viele Betriebsinhaber bzw. deren Ehegatten gehen darüber hinaus einer außerbetrieblichen Erwerbstätigkeit nach, die statistisch nicht zu den Einkommenskombinationen gezählt wird. Im Jahr 2010 wurden 54 Prozent der Familienbetriebe im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Im Ackerbau dominiert jetzt Winterweizen
Im Bereich der Ackernutzung gab es in den zurückliegenden Jahren größere Veränderungen. Winterweizen konnte sich als wichtigste Ackerfrucht durchsetzen; Sommergerste verlor entsprechend an Bedeutung. Knapp 30 Prozent des Ackerlandes wurden 2011 für den Anbau von Winterweizen genutzt. Seit dem Jahr 1999 hat sich der Anteilswert um 10 Prozentpunkte erhöht. Der Anteilswert von Sommergerste verringerte sich im gleichen Zeitraum von 21 Prozent im Jahr 1999 auf 11 Prozent. Ein wichtiger Grund ist darin zu sehen, dass der Anbau von Winterweizen mit höheren Gewinnen einhergeht. Neben Winterweizen konnte auch Silomais deutlich zulegen. Sein Anteilswert hat sich zwischen 1999 und 2011 von knapp vier auf fast acht Prozent verdoppelt. Als Ursache für diese Entwicklung ist der Bau von Biogasanlagen zu nennen. Silomais ist derzeit der wichtigste Einsatzstoff für diese Form der Energieerzeugung.
Viehbestände immer kleiner
Im Bereich der Viehhaltung ist seit Jahren ein Abbau der Bestände zu beobachten. Der Gesamtbestand an Rindern belief sich Ende 2011 auf 363.100 Tiere. Gegenüber dem Höchststand, der im Jahr 1967 gezählt wurde, bedeutet das eine Halbierung. In der Schweinehaltung verlief die Entwicklung noch drastischer. Wurden im Jahr 1968 noch 786.900 Tiere gehalten, reduzierte der Bestand sich bis Ende 2011 um etwa zwei Drittel auf 242.500. In den zurückliegenden Jahren wurden die Tierhaltungsbedingungen verbessert. War in der Milchkuhhaltung früher die Anbindehaltung die häufigste Haltungsform, dominiert heute die Laufstallhaltung. Hierbei können sich die Tiere innerhalb des Stallgebäudes frei bewegen. (Statistik-RLP)
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