Die VDP Prädikatsweingüter sind mit dem Jahrgang 2012 durchweg zufrieden und erwarten gute bis sehr gute Weinqualitäten.
Ernte gut, alles gut? Was der Jahrgang 2012 den VDP Prädikatsweingütern an Qualitäten in die Keller brachte, ist nicht nur das Resultat eines launenhaften Wetterjahres, sondern auch einer übers Jahr konsequent geleisteten Qualitätsarbeit in den Weinbergen. „Auf das Wetter und seine Kapriolen, die in den verschiedenen Weinbauregionen unterschiedlich ausfallen, haben wir keinen Einfluss. Die Natur lässt sich nicht irgendwelchen Regeln unterwerfen, auch nicht denen des VDP. Aber die Qualitätsphilosophie des VDP beginnt mit den richtigen und passenden Aktionen und Reaktionen im Weinberg auf jahrestypische klimatische Besonderheiten“, konstatiert Steffen Christmann, Präsident der VDP Prädikatsweingüter. „Und hier leisten die VDP-Winzer in allen Gebieten hervorragende und mustergültige Arbeit. Der Markt kann sich auf ein breites Angebot an erstklassigen Weinen aus 2012 freuen“, so der Präsident weiter.
Betrachtet man den gesamten Wetterverlauf des Jahres aus der Sicht der Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), so begann 2012 mit einem nassen und relativ milden Winter, trotz einer strengen Kälteperiode Anfang Februar. Dem folgte ein niederschlagsarmer Bilderbuchfrühling mit viel Wärme und Sonnenschein, erst Anfang April bis in den Mai hinein wurden markante Temperatursprünge zwischen warm und kalt gemessen. Der durchschnittliche, gefühlt mäßige Sommer begann wie im Vorjahr recht wechselhaft mit Sonne, Regenschauern und Gewittern im Juni und Juli. Erst im August kamen echte sommerliche Gefühl auf, der Monat zeigte sich mit trockenem und sonnenscheinreichem Wetter und teils extrem hohen Temperaturen. Wechselhaft, aber dennoch relativ trocken und sonnig präsentierte sich der September, bevor ein windig-kühles und unbeständiges Wetter den Oktober einleitete. In der zweiten Monatshälfte sorgte viel Sonnenschein für fast sommerliche Temperaturen, dennoch war der Oktober durchschnittlich kühler als gewöhnlich. Der November lag im durchschnittlichen Pendel, nasskalt, trüb und mit vereinzelten Schneefällen in den Höhenlagen zeigt der vorletzte Monat des Jahres sein gewohntes Gesicht.
So verschieden das Wetter in den einzelnen deutschen Regionen 2012 auch war, und die Weinbauregionen in ihrer geografischen Struktur und ihrem Rebsortenspiegel sind, so unterschiedlich fallen auch 2012 die Einschätzungen des aktuellen Jahrgangs aus.
An der Ahr liegt die diesjährige Erntemenge aufgrund einer kühlen Phase während der Blüte und der dadurch entstandenen Verrieselungen der Trauben deutlich unter den Erwartungen. Glücklicherweise verlief die restliche Vegetationsperiode optimal, so dass sich die Winzer über ein vollreifes und gesundes Traubengut freuen konnten. Alle Qualitätsstufen sind durchgängig besetzt und gerade im Segment der VDP.GROSSEN LAGE sind erstklassige Weine zu erwarten. Die Jungweine aus exponierten Lagen präsentieren sich schon jetzt mit blitzsauberer Frucht und zeigen eine feine, elegante Mineralität.
Hans-Jörg Lüchau | Weingut Deutzerhof
“Wir haben dieses Jahr etwas später begonnen und werden auch etwas später aufhören. Allerdings wurde ein bisschen Zeit aufgeholt, da mind. 30 % weniger am Stock hing. Hinzu kommt dass die Trauben sehr gesund sind und somit nicht viel sortiert werden muss. Die Qualität ist aber außerordentlich gut. Der Jungwein ist tief-dunkel. Es verspricht wieder ein besonderer Jahrgang zu werden.“
An der Mosel begann die Ernte Mitte Oktober, auch in dem klassischen Rieslinggebiet mussten die Winzer Ernteeinbußen hinnehmen. Was geerntet wurde, war von gesunder und bester aromatische Qualität, hohe Mostgewichte und eine rassige, erfrischende Säure garantieren neben sauberen Fruchtaromen und einer ausdrucksstarken Mineralität gute bis sehr gute Rieslinge in allen Qualitätsstufen. An Saar und Ruwer lag die Erntemenge ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt, dafür waren die Trauben von bester Reife und Fruchtkonzentration. Damit sind auch aus den beiden kleinen Weinbaugebieten spannende und außergewöhnlich aromatische 2012er Weine zu erwarten.
Einen extremen Witterungsverlauf hatten die Winzer vom Mittelrhein 2012 zu verkraften. Frostschäden bei allen Burgundersorten und schlechte Blütebedingungen im nassen Frühsommer erforderten eine intensive und aufwendige Weinbergspflege. Zur Lese, die bei gutem Wetter am 10. Oktober begann, konnten, wenn auch in extrem geringen Mengen, dennoch konzentrierte Burgunder-Qualitäten aus gesundem Traubengut geerntet werden. Weniger Mengeneinschnitte hatten die Winzer bei den Rieslingen. Die Jungweine zeigen schon jetzt schöne und saubere Fruchtaromen und eine bestechende Mineralik.
Die Winzer von der Nahe hatten zwar einen Kälteeinbruch während der Rebblüte hinzunehmen, doch der weitere Vegetationsverlauf brachte zum Herbst extrem gesunde Trauben. Allerdings liegt die Erntemenge in einigen Betrieben, vor allem bei Weiß- und Grauburgunder, deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Weinlese in dem kleinen Anbaugebiet begann Mitte Oktober und brachte vor allem bei der Leitsorte Riesling reife aromatische Trauben mit perfekten Säurewerten, die spannende Weine garantieren.
Auch aus Rheinhessen gibt es nach einem sonnigen und trockenen September, der den Trauben den letzten Schliff gegeben hat, gesundes und reifes Lesegut zu vermelden. Silvaner und Burgunder konnten bereits Anfang Oktober geerntet werten, die ausgereiften und aromatischen Rieslingtrauben folgten Ende des Monats. Erwartet werden erstklassige Weine im Lagensegment und gute und solide Weine im Basissortiment, deren Qualität über Durchschnitt liegt.
Die VDP-Winzer in Franken schauen auf einen glücklichen Vegetationsverlauf ohne Winterfrost und Hagelschäden, ein weitgehend gesundes Traubengut lässt auf gute Weinqualitäten hoffen. Die frühe Lese bei gutem Herbstwetter – nach der Temperatursumme kommt der aktuelle Jahrgang gleich nach dem Superjahr 2003 – begann mit Bacchus und den Burgundersorten. Bestens in Form zeigten sich die Silvaner- und Rieslingtrauben, die fast ausschließlich im Prädikatsbereich geerntet werden konnten. Erwartet werden kraftvolle, aber dennoch fruchtig und brillant elegante Weine.
Nach einem relativ frühen Riesling-Blühbeginn im Rheingau trug das sich einstellende kühle Blühwetter zu einer stärker verrieselten Blüte bei. Hochsommerliches Wetter im Juli und August sowie ein warmer September ließen dann aber gesunde Trauben mit hoher Ausreifung wachsen. Kühlere Nächte konservierten gute Säurewerte, so dass das Lesegut sich zu Anfang Oktober in einem perfekten Zustand präsentierte und die Lese bei bestem physiologischem Reifezustand der Riesling- Trauben starten konnte. So wurden sowohl für die Guts- und Ortsweine als auch für die trockenen und restsüßen Spitzenweine aus VDP. ERSTEN und VDP.GROSSEN LAGEN äußerst geschmacksintensive Trauben mit einer reifen, harmonischen Säure geerntet. Der Ertrag zeigt deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Standorten im Rheingau, wird sich aber im langjährigen Schnitt einpendeln.
Dieter Greiner | Hess. Staatsweingüter Kloster Eberbach | Rheingau & Hess. Bergstraße
“Ein exzellenter Jahrgang für den Riesling an der Bergstraße und im Rheingau. Die Verrieselung bei der Blüte hat nur einen mittleren Behang und lockerbeerige Trauben hervorgebracht, die nun lange am Stock gesund bleiben und ausreifen können, ohne dass die Mostgewichte zu hoch werden. Die teilweise auftretende Botrytis an kompakten Trauben ist zu 100 % saubere Botrytis.“
Die Winzer in der Pfalz melden nach einigen Wetterkapriolen über das Jahr hinweg durchweg gesunde Trauben und ordentliche Mostgewichte. Unterschiedliche Reifegrade machten zwar mehrere Lesedurchgänge notwendig, doch am Ende hat sich die zeitaufwändige Handarbeit ausgezahlt. Die Jungweine, Burgundersorten wie Rieslinge, zeigen ein hohes Qualitätsniveau und werden als kraftvolle, aromatische und gleichsam finessenreiche und elegante Weine in die Annalen der Ernteaufzeichnungen eingehen.
Niedrige Erträge, teils durch Hagelschäden verursacht, sind auch aus dem drittgrößten Weinbaugebiet zu melden. Dennoch begann die Ernte in Baden entspannt, erst in der zweiten Hälfte wurde aufgrund von Niederschlägen der Druck in einzelnen Parzellen größer. Ein gesundes Lesegut mit ordentlichen Mostgewichten prägen das Erscheinungsbild des Jahrgangs, um außergewöhnliche Qualitäten ernten zu können, war eine gestaffelte Lese unabdingbar. Der Jahrgang wirkt durch alle Rebsorten sehr homogen, die Jungweine aus VDP.GROSSEN LAGEN präsentieren sich schon jetzt finessenreich und bestechen durch einen kraftvollen, aber sehr ausbalancierten Fruchtkörper.
Moderat und mit wenigen Wetterkapriolen präsentierte sich der Witterungsverlauf im Anbaugebiet Württemberg. Dennoch lagen auch hier die Ernteerträge unter dem langjährigen Mittel. Was aber an Trauben bei optimalen Mostgewichten geerntet wurde, war von bester Aromatik und durchweg gesund. Vor allem Lemberger und die Burgundersorten zeigen sich in herausragender Qualität und lassen auf entsprechende Weinqualitäten hoffen. Die Jungweine probieren sich bereits gehaltvoll stoffig und saftig und versprechen viel Zukunft.
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