Botschafter hören sich gerne reden.

Sigi_hiss_kopf_lachend_icon From Sigi HissPremium_small, at 10. February 2013 18:10

Sigi Hiss - Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Weinverschluss im ganzen Land? Es kann da nur eine Wahl geben, ein Rückblick in die Untiefen des Internets genügt. Prominenz, echte und geliehene, leisteten Anschub und Vortrieb. Seit 2010 läuft die PR-Kampagne “Natürlich Kork“ mit Armin Diel und Robert Hoefer als ihre Botschafter. Armin Diel ist Winzer an der Nahe, von Robert Hoefer ist nur wenig bekannt. Offensichtlich stand 2012 unter dem Motto, auf sie mit Gebrüll, die Ungläubigen sind mitten unter uns.

Einer der zwei Lobbyisten, der von dem man wenig weiß, schwingt sich Schärpe und Frack um und verbreitet Glanz und Gloria. Natürlich im Namen des Korkens, dem König der Verschlüsse.

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 Um nun dem König Gehör zu verschaffen, legt sich der deutsche Kork-Verband e.V. (DKV) mit aller medialen Wucht mächtig ins Zeug. Unterstützt und finanziert wird dieKampagne logischerweise vom portugiesischen Kork-Verband APCOR. Soweit so gut, legitim sowieso. Auch dass Armin Diel sich vor deren Werbekarren spannt, ist seine Entscheidung und zu respektieren. Er agiert aber mehr Hintergrund, der klassische Libero in der Tiefe des Raumes.

Das geht dem Auftreten des mit Schärpen dekorierten Korkbotschafters nun völlig abhanden. Omnipräsent im deutschsprachigen Web, mit der Penetranz und Naivität eines Didi Hallervorden. Da schwärmt unter anderem von den doch so schönen Korken, eine wichtige Eigenschaft eines Verschlusses. Her mit dem Spiegel.

Oder er referiert über die Vielfalt des Korkens. Da muss man erst mal ein paar Gedanken kreisen lassen, was er denn damit wohl gemeint haben könnte. Dem gewöhnlichen Weintrinker, ohne Botschafterstatus und Schärpe, mag sich die angebliche Vielfalt des Korkens nicht sofort erschließen. Mit der sagenumwobenen Einzigartigkeit des Naturprodukts Kork vielleicht aber doch. Denn die Probe aufs Exempel bringt es an das Tageslicht: Mehrere Flaschen eines Weines probiert und es ist auf einmal so einleuchtend, so unsäglich trivial. Vielfalt? Und wie! Mal mit dumpf-muffiger, mal mit reintönigem TCA, dann auch immer wieder die feine, sehr verhaltene Ausprägung des Korkschmeckers. Oder Flaschen, wo nun gar keine Frucht mehr vorhanden ist. Diese Diversität, Komplexität und Vielfältigkeit – Herr Botschafter wie Recht sie doch haben. Das sucht seinesgleichen unter den gängigen Weinverschlüssen. Jetzt ist es auch dem letzten Unwissenden klar, was sie sagen wollten.

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Aber er teilt uns noch weitere Geheimnisse seines Insiderwissens mit. Der Herr Korkbotschafter spricht auch davon, dass es ja nur mehr logisch sei, wenn biodynamische Weingüter mit Naturkorken arbeiten. Biodynamische Korken, sozusagen und gewissermaßen. Dass sich ein Korken so unheimlich gut anfühlt, so seine Überzeugung, vervollständigt unser aller Glück noch. Noch eine wichtige Eigenschaft, die ein Weinverschluss besitzen muss.

Fahrlässig aber wird es, wenn Sachverhalte wiedergeben werden, die einfach falsch sind. Wobei die zuvor Genannten es nicht minder sind. Da wird immer wieder von der Eigenschaft der Sauerstoffdurchlässigkeit gesprochen, die der Korken hat und den Wein dadurch optimal reifen lässt. Lügen haben kurze Beine, die des Korkbotschafters reichen nicht mal mehr auf den Boden der Tatsachen. Und erstaunlich, er findet immer noch Winzer und Händler, die sich nicht zu schade sind, als Clown aufzutreten und solchen Unsinn als Weinwissen in die Welt zu setzen. In zwanghafter, dümmlich-naiver Manier wird versucht, den Korkverschluss schön zu reden. Plump und den Weinliebhaber als Dummerchen hinstellend.

Legitim ist es seitens der Korkindustrie ihr Produkt zu vermarkten und am Image zu arbeiten – aber bitte nicht so, als ob Weinliebhaber alle Idioten wären. Liebe Korkverbände, gönnt uns für 2013 eine Verschnaufpause.


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