BARTON: GREAT VALUE – FÜR INTELLIGENTE GENIESSER

Gabriel_profil_icon de Rene GabrielPremium_small, le 22. juillet 2009 09:05

Irgendwann gehörten die drei Léoville-Weingüter zusammen. Heute ist jeder für sich eine Offenbahrung. Da ist zum einen der Léoville Las-Cases; teuer, sexy mit einer berauschenden Süsse. Dann der kräftige, meist körnige mit maskulinem Akzent; der Léoville Poyferré. Und dann last - aber bei Weitem nicht but least; der noble, feine Léoville-Barton.

Der Besitzer Anthonny Barton hat zwar in den letzten Jahren das Zepter an seine Tochter Lilian abgegeben. Eigentlich wäre das Weingut wohl von der Leitung an den Sohn Thomas über gegangen, aber leider kam dieser im Jahr 1990 bei einem Autounfall auf der Strasse zwischen Pauillac und Bordeaux ums Leben.

Als ich bei meinen Primeurproben eine immer besser werdende Qualität beim Barton - und mit ein paar Jahren Verzögerung auch beim hauseigenen Langoa - feststellte, fragte ich Anthonny warum seine Weine immer besser würden. Da bemerkte er sarkastisch: «Wir haben nichts verändert, aber viele Dinge verbessert».

Der mittlerweile 80jährige Patron ist immer für einen Spruch gut und ist sich nicht zu schade, noch immer bei Präsentationen der Union des Grands Crus selber hinter dem Tresen zu stehen und seinen Wein auszuschenken.

Seit Jahren bewerte ich den Barton sehr, sehr hoch. Wenn ich all meine Noten der besten Bordeaux der letzten 20 Jahre nehme, so steht Léoville-Barton an 7. Stelle. Von der Hierarchie her fraglos ein möglicher Premier-Grand-Cru. Und alle Châteaux die vor ihm oder nach ihm stehen sind viel, viel teurer. Und wenn man die Degustationseindrücke und die Punktezahl des genial gelungenen Jahrganges 2004 in Relationen seiner Konkurrenz stellt, so könne es sich hier um den aktuell besten Bordeaux-Grand-Cru-Value handeln. Und der absolut geniale 2006er ist ein möglicher Kandidat für 20-Punkte in seiner vollen Genussreife!

Eine beeindruckende Vertikale, kühl serviert, an einem heissen Sommertag, umgarnt mit Eglifilet, Rindshohrücken und ein paar herzhaften Käsetücken.

 

Oft gibt es nach den Primeurproben und den Erstpräsentationen wenig Möglichkeiten die Qualität weiter zu verfolgen.

Da kam mir die Idee von Weinfreund Urs Ratschiller 15 Jahrgänge aus seinem Keller zu verkosten gerade recht...

1966 Léoville-Barton: Malagabouquet, Oxydationsnoten, gewisse Süsse, viel Malz. Im Gaumen waldig, blecherne Noten, inkonsistent, noch knapp trinkbar. 14/20 vorbei

1985 Léoville-Barton: Noch recht intakt. Trockenes Bouquet, sehr würzig mit schönem Cabernetschimmer. Schlanker Gaumen, feine Zedernoten, sehr elegant und wunderschön gereift. 18/20 trinken - 2015

1993 Léoville-Barton: Kühles Bouquet, welkes Blatt, schlank, getrocknete Totentrompeten. Nervig-mehliges Extrakt, kapselig. Die Tannine werden sich nicht mehr entwickeln und sperrig bleiben. 17/20 trinken - 2014

1994 Léoville-Barton: Schöne Cabernet-Pflaumennote, gewisse Napa-Affinität mit mineralischem Ton. Samtener Gaumen, verfeinerte Gerbstoffe, spannende Reserven. Cool - und gross! 18/20 trinken - 2024

1995 Léoville-Barton: Süsses Bouquet, rote Pflaumen, Kokos, fast rahmig. Samtener Fluss, viel Eleganz in den Tanninen, zeigt Klasse und macht jetzt viel Spass. Femininer St. Julien! 19/20 trinken - 2025

1996 Léoville-Barton: Röstiges Bouquet, Pumpernickel, zerlassene Schokosauce, Dörrpflaumen. Dicht, fleischig und cremig, komplexer Barton mit erster Reife. Grossartig - ein Winnerwein! 19/20 trinken - 2030

1998 Léoville-Barton: Morsches Bouquet. Warmes Cabernetaroma, aber unsaubere Noten. Wird er in seiner Reife wieder Sauberkeit zurück erlangen? Das Potential liegt viel höher als der Spass! 17/20 warten

1999 Léoville-Barton: Reifes und doch noch recht fruchtiges Bouquet, viel blaubeerige Noten. Im Gaumen schön fleischig, guter Rückhalt, gelungener 99er mit schöner Reife und noch Rückhalt. 18/20 trinken - 2016

2000 Léoville-Barton: Trüffel, dunkle Holznoten, Würze. Markanter Gaumen, unglaubliche Reserven, Schoko, Pfefferkörner. Nicht die grosse Finesse, aber Potential. Braucht noch viel Zeit. 19/20 2015 - 2030

2001 Léoville-Barton: Dunkelröstig, Schwarzbrotkruste, Tiefe und Wärme zeigend. Malziger Gaumen, weiche Tannine, traumhaft balanciert, viel Rückhalt. Steht dem 2000er in keiner Weise nach! 19/20 trinken - 2030

2002 Léoville-Barton: Viel rote Johannisbeeren, leicht laktisch, Kochschokolade. Saftiger Gaumen der aber auch hier rotbeerig bleibt, wirkt frisch, jung und doch mit viel Trinkgenuss. 18/20 trinken - 2018

2003 Léoville-Barton: Rauch, Korinthen, Minze, schwarze Schokolade, ein heisser Terroircocktail. Erotischer Gaumenbeginn, dick, üppig, Kalifornisch und im Finale wie eine Amarone-St-Julien. 19/20 trinken - 2028

2004 Léoville-Barton: Forale Noten, Cassis, schwarze Holunder. Samtig, weich, unglaubliche Eleganz. Feiner Barton und vielleicht momentan einer der allerbesten Käufe unter den Grands Crus!!! 19/20 2011 - 2025

2005 Léoville-Barton: Rahmiges Bouquet, süsses Edelholz, Caramel Tempranillo-Affinität (Ribera del Duero). Cremiger Gaumen mit viel fülliger Souplesse. Stil: 82 & 90. 19/20 2013 - 2030

2006 Léoville-Barton: Schwarze Edelhölzer, Oliven, Valrhona-Schokolade, dichte Nase, Harlan-Napa-Töne. Extrem dicht, viel Stoff. Vielleicht der momentan grösste Barton der neuen Geschichte. 19/20 2015 - 2035

Die kompletten Verkostungsnotizen demnächst in einem WeinWisser...

 


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