Die Brunellis gehören in jene Kategorie Weine die ich zuweilen recht hoch bewerte, aber heilfroh bin, wenn ich diese nicht einen ganzen Abend lang trinken muss. Es ist für mich unverständlich, dass man tendenziell knapp reife Trauben vergärt und dann in meist zu warmen Kellern aus gesetzlichen Grünen oxidieren lassen muss, bis man diese als immer noch zu harte Toskaner nach fünf Jahren auf den Markt bringt.
Und da sassen wir bei Gianfranco Fiore Sant'Angelo in Colle und kämpften uns durch mehr als ein Dutzend Brunello di Montalcino durch. Mag sein, dass der Brunello (ich sage immer er heisse so, weil das «brune» vom italienischen Braun stammt und die meisten davon von Beginn weg eine solche Farbe aufweisen) eigentlich eher ein Winterwein ist. Wir sassen da aber an einem heissen Sommerabend und hatten grosse Mühe die Trinktemperaturen einigermassen im Griff zu halten. Doch ich war eigentlich recht erstaunt über die «neuen Brunellis» anlässlich der Visiten von Case Basse, Ciacci Piccolomini und Casanova di Neri. Es gibt eine neue Generation die zwar immer noch mehr Terroir wie Frucht und mehr Knochen wie Fleisch aufweisen - aber immerhin; zu einem kräftigen Essen gibt ein solcher Brunello die Montalcino doch Einiges her. Aber so richtig warm darob werde ich dann dabei irgendwie doch nicht. Egal wie heiss es ist.
Ein bekannter Arzt neben mir schilderte seine Begeisterung in etwa so, dass er nach einer Brunello-Orgie freiwillig auf Sex verzichten würde. Und so oder so lieber mehrere Cremeschnitten hintereinander essen würde als mehrere Brunellis trinken zu müssen.
Aber so weit ist es dann bei mir doch noch nicht. Ich würde einen grossartigen Brunello di Montalcino jederzeit vorziehen - ausser die Cremeschnitte wäre von der Bäckerei Künzli in Nottwil.
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