Ein paar Winzer ernteten noch, als ich in der Woche 48 ein paar Bordelaiser Winzer besuchte. Die allerletzten Cabernets auf Belgrave waren absolut perfekt und an den Sortiertischen gähnten die Helfer links und rechts, weil es ganz einfach nichts auszusortieren gab. Die herrlichen Beeren rollten wie dicker, grosser schwarzer Kavier über das Laufband!
Die Ernte sei normal minus 10 bis 15 % - je nach Hagelschäden (St. Emilion) und Trockenstress (allgemein), sowie Deklassement. Doch hier erwarte ich eigentlich tendenziell eher wenig Zweitweinmengen, weil gegenüber einem schwierigen Jahr auch viel weniger zu deklassieren ist.
Auf folgenden Châteaux sah ich glückliche Direktoren und Besitzer: Domaine de Chevalier, Smith Haut-Lafitte, Château Margaux, Ducru-Beaucaillou, Mouton-Rotschild, Palmer, Belair-Monange, Canon La Gaffelière, Pontet-Canet, Cheval-Blanc, Cos d'Estournel, Grandes Murailles, Côte de Baleau, Coutet und Nairac.
Und als ich mit Christian Moueix über die Ernte 2009 sprach, erlebte ich ihn erstmals seit dem ich ihn kenne (und das ist immerhin schon 20 Jahre her...) völlig euphorisch. Denn auch bei sonst grossen Jahrgängen gab er sich bisher stets nobel-zurückhaltend:
«Der Sommer glich meteorologisch dem Juli und August 1989, der Herbst erinnerte mich an den September und Oktober 1990. Die jungen, stürmischen Weine an den Jahrgang 1982 und deren Konzentration und den Jahrgang 1947!». Noch nie in seinem Leben hätte er ein Jungweinmuster zum Mittagessen nach Hause genommen und dann genüsslich ausgetrunken. Nur der Alkoholgehalt sei vielleicht etwas zu hoch ausgefallen. Es wäre nicht üblich, dass im Hause Moueix Weine mit 14 und sogar 15 Volumenprozent im Keller liegen würden.
Anmerkung Gabriel: So werden wohl die Weinhändler für einmal zu Drogenhändler! Und Drogen kosten leider immer recht viel und sind schwer zu kriegen !
Doch jetzt schon über Preise zu sprechen, wäre wohl noch müssig. Vielleicht hilft die aktuell schwächelnde Konjungktur zu einigermassen verträglichen Preisen. Obwohl die Hoffnung dafür klein ist. Besonders was die Premium-Parkerweine betrifft. Aber freuen kann man sich trotzdem, denn es wird wohl weit mehr als 200 sensationelle Bordeaux 2009 geben, die es sich zu studieren lohne, wenn die Angebote ins Haus flattern! Die gesuchtesten Weine, respektive deren Besitzer werden aber ganz sicher bis zum Gehtnichtmehr pokern und dann mehrere Tranchen lancieren, um ganz sicher zu sein, dass die Schmerzgrenze richtig ausgelotet wurde.
Also gilt die Kauf-Faustregel ganz sicher: Kleines Jahr - grosse Weine / grosses Jahr - kleine Weine.
Ich bin im März mehr als zwei Wochen in Bordeaux um alle wichtigsten Weine zu verkosten und werde dann an dieser Stelle und natürlich ausführlich im WeinWisser über den Bordeaux-Drogen-Jahrgang 2009 zu berichten...
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