Wissen Sie was noch viel mehr Spass macht als Fassproben in Bordeaux? Die noch nicht gefüllten Weissweine der Wachau zu verkosten! Während die in hölzernen Barrique-Primeurs manchmal so richtig weh tun können, so ist ein junger Wachauer ein derartig grosses Vergnügen, dass der Spucknapf bei gewissen Weinen glattweg verdurstet.
Welches werden wohl die allerbesten Smaragde sein vom Jahrgang 2009? Sicher werden die absoluten Spitzenproduzenten um den Spitzenplatz buhlen. Hier meine drei besten Weine von einem intensiven Wachauer Wochenende...
2009 Chardonnay Smaragd Emmerich Knoll: Die knolligen Smaragde sind heuer besonders pfeffrig und vif und glockenklar. Also wieder voll auf Kurs. Ich bevorzuge heuer generell die Rieslinge etwas mehr als die GV's. Besonders fein - trotz seinem Volumen - ist die Vinothekfüllung vom Riesling. Doch meine Wahl geht an eine Wachau unübliche Rebsorte: Noch nie habe ich einen derartig grossen, phänomenalen Chardonnay erlebt, der ganz ohne Barrique auskam. Er zeigt eine hohe Reife, ohne exotisch zu wirken und er ist weich ohne jegliche stahlige Konturen. Warum züchten eigentlich führende Obstbauern keine Äpfel die nach Chardonnay schmecken? Das müsste doch eigentlich ein Renner sein. Knoll's bester Wein kostet deutlich weniger als seine besten Rieslinge und GV's. Nichts wie hin.... 19/20
2009 Grüner Veltiner Honivogl Smaragd, Franz Hirtzberger: Das grosse an diesem immergrossen Wein liegt heuer in der Finesse und Balance. Dies wird ihm auch zu einem sehr langen Leben bei anhaltender Frische verhelfen. Die Aromen liegen im reifen, gelben Bereich mit einer delikaten Terroir-Kalkwürze und ganz hellem Tabak im bereits jetzt schon völlig harmonischen Finale. Ich stufe ihn um eine kleine Nuance höher ein als den Riesling Singerriedel aus gleichem Hause den es übrigens heuer auch in den Varianten Beerenauslese und Trockenbeerenauslese gibt. 19/20
2009 Riesling Kellerberg Smaragd F.X. Pichler: Wir haben mit Lucas Pichler seine 2009er verkostet. Diese sollten eigentlich im Juwelenmarkt verkauft werden. Es sind alles funkelnde Wachauer-Diamanten! Das Niveau der gesamten Produktion ist mörderisch. Da fällt es nicht leicht, sich den besten heraus zu picken. Vielleicht wird es ja in ein paar Jahren die 15.4-Droge Unendlich sein. Völlig emotionell war für mich der Schluck vom Kellerberg Riesling. Hier wurde das mögliche Maximum an Selektion und Know-How in diesen Wachauer-Premier-Cru verpackt. Die Frucht tanzt zwischen grünen Agrumen, frisch gepflückten Trauben und Anklängen von exotischen Nuancen und über allem duftet es nach hoch reifem Weinbergpfirsich zum Verschwenden. Hier haben selbst abgebrühte Verkoster Mühe bei der Jungweinprobe auch nur ans Ausspucken zu denken. Mir kamen die Tränen. 20/20
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