Philipp Schwander - NZZ
2009 ist eines der schönsten Bordeaux-Jahre seit langem, findet Master of Wine Philipp Schwander. Wie arg wurde doch der Begriff «Jahrhundertjahrgang» in diesem Dezennium strapaziert. Die Lobeshymnen der Bordelaiser kannten kein Ende. Manche Journalisten glaubten geduldig die immer wiederkehrende Mär vom ultimativen Jahrgang. Blicken wir auf die letzten neun Jahre zurück, lässt sich festhalten: Verdiente ein Jahr die überschwängliche Bezeichnung «Jahrhundertjahrgang», wäre es 2009!
Tatsächlich ist es bemerkenswert, wie zurückhaltend der 2009er von den Winzern angepriesen wurde. Die sonst eindringlichen Qualitäts-Beschwörungen wichen einer gelassenen, heiteren Stimmung. Kein Wunder: Selbst dem unbedarftesten Verkoster musste auffallen, wie charmant und voller süsser, reifer Frucht viele Weine waren. So erübrigten sich denn für einmal die übertriebenen Lobgesänge der Châteaux-Vertreter. Wie beim Jahrgang 1989 ertappten wir uns beim heimlichen Hinunterschlucken von 2009er-Fassproben. Zahlreiche Weine dieses Jahres haben einen betörenden Charme und erinnern an die von Beginn weg köstlichen, reichhaltigen 1982er und 1989er. Allerdings dürften sie wesentlich haltbarer sein.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/der_neue_bordeaux_macht_freude_1.5469366.html
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