de Markus Schmidli
, le 12. mai 2010 15:07
Von Paul Imhof, Weltwoche - wer sich einen Leitspruch wie «Du caractère avant toute chose» auf die Fahne schreibt, «Charakter vor allem», braucht Selbstvertrauen und die Gewissheit, über die Möglichkeiten zu verfügen, die Charakter auszeichnen. Vor allem dann, wenn es um Wein, Landschaft und Tourismus geht. So gesehen, ist der Domaine de la Coquillade mit markanten Attributen verwöhnt: Das Gut liegt zwischen Cavaillon und Apt im Schatten des Mont Ventoux, diesem nackten, 2000 Meter hohen Bergrücken, auf den sich immer wieder die Konkurrenten der Tour de France und auch Hobbyvelofahrer quälen, was Andy Rihs, Besitzer von La Coquillade und Inhaber des Hightech-Radherstellers BMC, ein spezielles Vergnügen bereiten dürfte.Die nördliche Provence als malerische Landschaft Frankreichs, die seit Jahrhunderten Dichter und Maler inspiriert, ist freilich auch ein Gebiet, dessen trockenes Klima harsche Lebensbedingungen schafft, was jeder Ziegenhirt Jahr für Jahr von neuem erlebt.
Das Weingut Domaine de la Coquillade besitzt 22 Hektaren Reben in der Appellation Ventoux und 8 Hektaren in der Appellation Luberon mit südöstlicher Ausrichtung. Beide Gebiete, Ventoux wie Luberon, tragen den Ruf als Regionen süffiger Roséweine und rustikaler Roter. Etwas indigniert schrieb einmal das «Oxford Weinlexikon» zur AC Ventoux, dass «mehr Ehrgeiz und eine engere potentielle Zusammenarbeit mit den Märkten ungeahnte Folgen für die Weinstile dieser hinter ihren Leistungsmöglichkeiten zurückbleibenden AC haben könnte». Doch längst haben sich diverse Güter neu orientiert und lassen Weine gedeihen, die das Potential der Böden und des Klimas kraftvoll reflektieren - La Coquillade mit seinen Aureto-Gewächsen ist ein interessantes Beispiel.
Auf den lehmig-kalkigen Böden wachsen die traditionellen Rebsorten des Südens, die roten Grenache, Mourvèdre, Cinsault, Syrah und Carignan sowie die weissen Roussane und Clairette. Die Aureto-Weine mit den Appellationen Ventoux und Luberon beeindrucken durch Wucht und Würze, es sind keine herkömmlichen Weine, sondern Vertreter einer zeitgemässen Weinproduktion: im Rebberg möglichst viel Natur, im Keller soviel Technologie wie nötig.
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