DAS DUCRU-WUNDER

Gabriel_profil_icon de Rene GabrielPremium_small, le 30. juin 2010 16:38

Dreizehn verschiedene Bordeaux-Doppelmagnumflaschen entkorkten wir im Gasthaus Sempacherhof. Noch unglaublich jung, sehr gross und leider etwas zu wenig lang dekantiert (mea culpa); 1983 Mouton-Rothschild (20/20) und 1986 La Mission Haut-Brion (19/20).

Vom effektiven Trinkgenuss her die schönsten Weine des Abends: 1978 Léoville Las-Cases (19/20), 1988 Clerc-Milon (19/20). Fein, würzig und klassisch: 1979 Figeac - was für eine Nase! – (18/20), 1985 Pavie (18/20), 1993 Lafleur (18/20) und 1994 Cheval-Blanc. Fett und vollreif: 1989 Petit Village. Bombig und röstig: 1999 Valandraud.

Meine ganz persönliche Überraschung war der 1973 Ducru-Beaucaillou. Ich schenkte ihn selber ein und er zeigte sich rostbraun und gefährlich hell und duftete deutlich überreif, ja fast schon kaputt aus den Gläsern. Ich überlegte, was ich wohl zu diesem ersten Wein den rund 40 Gästen als Entschuldigung murmeln sollte.
Als ich dann zum Kugelschreiber griff und meinen Kommentar nieder schrieb, schien mir die Oxydation schon etwas dezenter geworden zu sein. Ja – noch etwas Liebstöckel halt, etwas Verdelho-Madeira, etwas alte Fässer, aber doch noch Etwas versöhnlich Süsses darin. Im Gaumen eher  schlank, wie man es  sich von einem so kleinen Jahr gewohnt war, aber doch – dank seiner generellen Balance – noch recht schön zu trinken. Und mit diesen Worten präsentiere ich ihn dann dem Publikum.
Und ich erzählte von meiner Theorie, dass die Luft die sich zwischen dem Korken und dem Wein befindet halt nicht so richtig atmen kann und nach so vielen Jahren erstickt und manchmal stinkig wird wie altes Blumenwasser und diese miese Luft dann beim Einschenken halt mitkommt und eine Zeit lang über dem Glas schwebt und dann verfliegt und dass der Wein nach ein paar Minuten ganz anders riecht/duftet als am Anfang. Man soll also nie alte Flaschen zu schnell verdammen und ihnen diese Miese-Luft-Absorbierungs-Zeit unbedingt gönnen. 

Dann kommentierte ich noch die anderen drei Weine und setzte mich wieder an meinen Platz. Und – oh Wunder. Meine Theorie bewahrheitete sich und der kleine Ducru 1973 schmeckte aus der grossen Flasche jetzt ganz ausgezeichnet!

Toller Abend! Tolle Stimmung und viele Komplimente. Dies trotz des korkigen 1996er Pape-Clément. So beschloss ich den Abend nächstes Jahr (am 7. Mai – bereits auf dem Netz) zu wiederholen. Nicht zuletzt auch darum einer weiteren Doppelmagnum 96er-Pape eine zweite Chance zu geben…

 


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