Der Jahrgang 2010 wird aus vielen Gründen in die Geschichte des  Weingutes Ornellaia eingehen. Allen voran steht die außergewöhnliche  Verspätung, die durch einen besonderen klimatischen Verlauf bedingt war.  Winter und Frühling waren in der Tat besonders kalt und regnerisch und  dies führte zu einer Verzögerung im Austrieb um gute 10 Tage im  Vergleich zum Durchschnitt. Auch die Monate April und Juni verliefen  kalt und feucht und ermöglichten es daher nicht, die Verspätung  wettzumachen, die sich
 deshalb –trotz der Hitze im Juli und Anfang August – fortsetzte bis zum Abschluss des vegetativen Zyklus. 
 Abgesehen  von einigen jungen Weinbergen, deren Beeren vorab in der ersten  Septemberwoche gepflückt wurden, begann die Lese der roten Traubensorten  erst richtig am 13. September. Für den Merlot war sie am 7. Oktober  abgeschlossen, ein nie dagewesenes Datum für diese Rebsorte im Weingut  Ornellaia. Die Ernte der Cabernet Franc- und Cabernet Sauvignon-Trauben  sowie der Petit Verdot-Trauben konnte nicht vor Oktober begonnen werden  und sie endete am 13. Oktober. Zum ersten Mal in der Geschichte des  Gutes Ornellaia befand sich die Hälfte des zu erntenden Traubengutes am  1. Oktober noch auf den Weinstöcken. Dafür war die Weinlese hinsichtlich  der Dauer in Tagen eine der schnellsten in der Historie des Betriebs:  Nur 35 Tage lagen zwischen der ersten und der letzten gepflückten Beere. Häufig geben späte Jahrgänge Anlass zur Sorge, da die Reife auf einen  Zeitraum mit ungewisserem Klima verschoben wird. Doch in Bolgheri  befinden wir uns in einem „frühen“ Gebiet mit frühen Rebsorten, weshalb  auch ein später Jahrgang das Reifen der Trauben bei kühleren  Temperaturen ermöglicht und dabei ein Höchstmaß an Aromen und Säure  erhält, eine Garantie für elegante und vielschichtige Weine. Und genau  das ist dieses Jahr geschehen. Das Traubengut konnte im August und in  den ersten drei Septemberwochen bei sonnenreichem Wetter und starken  Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht reifen und dabei langsam  eine optimale Balance zwischen Zuckergehalt, Polyphenolen, Säure und  aromatischen Stoffen erreichen, auch wenn im Monat Oktober ein paar  Niederschläge den Verlauf der Lese ein wenig störten. Mehr noch als in anderen Jahren war das Erzielen eines exzellenten  Ergebnisses nur mit höchstem Engagement im Weinberg möglich und wieder  einmal waren die Fähigkeit und der Wille, absolut sämtliche weinbauliche  Aspekte zu pflegen, ausschlaggebend, um zu gewährleisten, dass die  Trauben vollendet reifen konnten. Grundlegend waren die sogenannten  Grünarbeiten, das Ausgeizen und das rigorose Ausdünnen – dieses Jahr  sogar in zwei Durchgängen, um allzu späte Beeren und sämtliche Stellen  mit hoher Traubendichte zu entfernen, an denen sich die Botrytis  einnisten hätte können. Im Unterschied zu einem typischen  Bolgheri-Jahrgang, in dem zu viel Sonnenaussetzung für die Trauben etwas  problematisch sein kann, haben wir vorzeitige und vollständige  Entlaubungen durchgeführt, um die Belüftung und eine optimale  Sonnenaussetzung der Beeren zu begünstigen.  In der Kellerei war die Selektion des Traubengutes besonders wichtig, um  alle Beeren, die nicht perfekt reif oder gesund waren, auszusortieren,  doch abgesehen davon kann (...)
      
         
      
       
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