Stellenbosch / Baden-Baden. Südafrikas Weinwirtschaft nimmt öffentlich Stellung zu der Kritik der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (USA). Su Birch, CEO des südafrikanischen Weinverbands Wines of South Africa (WOSA) bemängelt, dass die international veröffentlichte Pressemeldung und die Studie ein verzerrtes Bild wiedergeben. Südafrikas Weinerzeuger haben in den letzten Jahren mehrere Millionen Rand in Wohnraum und soziale Förderung ihrer Arbeiter investiert.
.Mit der Gründung des Wine Industry Ethical Trade Association (WIETA) wurde ein anerkanntes und humanitäres Entwicklungs- und Auditierungsprogramm für landwirtschaftliche Farmen eingerichtet. Der sorgsame Umgang mit Pestiziden und Arbeitssicherheit ist in den Richtlinien und der Zertifizierung für nachhaltige Weinerzeugung (IPW) festgelegt. Südafrika ist der größte Anbieter von Fairtrade-Weinen. Birch befürwortet, dass inhumane Praktiken adressiert werden. Dennoch befürchtet Südafrikas Weinwirtschaft, dass eine derartige öffentliche Kampagne dazu führt, dass Konsumenten südafrikanische Weine meiden. Der Weinbranche würde damit die wirtschaftliche Substanz für weitere soziale Leistungen verloren gehen.
Su Birch, CEO des Exportgremiums der südafrikanischen Weinwirtschaft Wines of South Africa (WOSA), beanstandet den Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit dem Titel „Ripe with abuse: Human Rights Conditions in South Africa’s Fruit and Wine Industries“. Sie teilt mit, dass der 96-seitige Bericht, der die Arbeitsbedingungen in Obst- und Weinbaubetrieben vermeintlich sachgerecht wiedergibt, auf einer fragwürdigen Stichprobe beruht und die Befragung nicht von unabhängiger Stelle überprüft wurde. Zudem konnten die Farmer selbst zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen..
Der Bericht basiert nach Aussage der Autoren auf einer in 2010 und 2011 durchgeführten Befragung von „mehr als 260 Personen, darunter 117 jetzige oder ehemalige Farmarbeiter und weitere 16 Farmbewohner”.
Birch: „Wer den Bericht liest, weiß nicht, wie repräsentativ die Auswahl der befragten Personen ist. Die Studie stützt sich auf vage Indizien. Unter dem Vorwand, die Befragten schützen zu wollen, werden die vorgebrachten Behauptungen nicht weiter vertieft. Hinzu kommt, dass unter dem provokanten Titel ‚Südafrika: Das triste gefahrvolle Leben der Farmarbeiter‘weltweit eine Pressemitteilung zur Ankündigung des Berichts veröffentlicht wurde. Die tatsächlichen Arbeitsbedingungen in der Weinwirtschaft kommen darin nicht umfassend genug zum Ausdruck und sind daher potenziell irreführend.
Wachsender Zuspruch an Zertifizierung der Farmen durch die sozial engagierte Wine Industry Ethical Trading Association (WIETA)
„Wie im Bericht wird auch in der Pressemitteilung das soziale Engagement der Weinwirtschaft heruntergespielt“, so Su Birch weiter. „Durch Organisationen wie die WIETA (Wine Industry Ethical Trade Association) und Fairtrade hat die Weinbranche direkt und indirekt maßgeblich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beigetragen. Auch die aktuellen Empowerment-Initiativen werden in der Studie unzureichend beleuchtet. Der Bericht enthält dem verantwortungsbewussten Leser Positivbeispiele vor, die belegen, dass in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt und frühere Missstände überwunden wurden. Damit wird die Leistung derer missachtet, die eine Vorbildfunktion einnehmen“.
Su Birch teilt außerdem mit, dass die WIETA, deren Rolle in dem Human-Rights-Wach-Bericht keinerlei Anerkennung findet, ihre Zusammenarbeit mit den Weinerzeugern inzwischen beachtlich ausgebaut hat. Linda Lipparoni, CEO von WIETA, bestätigt, dass die Association in diesem Jahr einen Mitgliederanstieg von 29 % gegenüber 2010 verzeichnen kann und seit der Gründung in 2002 stetig gewachsen ist. „Viele weinerzeugende Verbandsmitglieder fordern auch von ihren Lieferanten vertraglich die Erfüllung der WIETA-Kriterien“, so Lipparoni. „Unter dem sogenannten Wine-Supply-Chain-Support-Programm sind in 2011 mehr als 80 land- und weinwirtschaftliche Betriebe überprüft worden“.
Sie fügt hinzu, dass das Konzept der Audits weiterentwickelt werde: „Die WIETA hat ein Befähigungsprogramm für kleine Erzeuger und Lieferanten auf den Weg gebracht. Das Programm sieht nicht nur umfangreiche Schulungsmaßnahmen und Aufklärungs-Workshops für Führungskräfte kleiner Weingüter und Farmen vor, sondern stärkt in gemeinsamen Gesprächsrunden auch das Bewusstsein für die Rechte von Landarbeitern“. Linda Lipparoni betont, dass die Akkreditierungsprüfungen alle drei Jahre stattfanden und somit internationalen Best-Practice-Standards entsprechen.
„In Zusammenarbeit mit der Ethical Trade Initiative (ETI) in Großbritannien führt die WIETA zurzeit ein dreijähriges Ausbildungsprogramm mit den Schwerpunkten Verständigung, Diskriminierung und sexuelle Belästigung ein“, fügt Lipparoni hinzu. „Mehr als 150 landwirtschaftliche Betriebe im Western Cape nehmen an dem Projekt teil und bilden Führungskräfte, Vorarbeiter (einschließlich Gruppenleiter) und Arbeiter aus“.Su Birch verweist außerdem darauf, dass Südafrika weltweit die höchste Zahl an Fair-Trade-akkreditierten Weinerzeugern vorweisen kann.
Arbeitsschutz und Umgang mit Pestiziden wird durch das Integrated Production of Wine (IPW) Programm gefördert und kontrolliert
Als weiteres Beispiel für den fragwürdigen Ansatz des Berichts kritisiert Birch den Vorwurf, dass Arbeiter bei der Schädlingsbekämpfung keine Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt bekämen. Dem gegenüber bleibt die breit angelegte IPW (Integrated Production of Wine)-Initiative für nachhaltigen Weinanbau unerwähnt, die klare inhaltliche Richtlinien für den Einsatz von Pestiziden und den Schutz der Arbeiter vorgibt. Die Kontrollen zur Einhaltung der IPW-Vorgaben schließen Bluttests zur Feststellung von Pestizidrückständen bei Arbeitern ein. „Die Einhaltung wird regelmäßig und von unabhängigen Stellen überwacht. Erzeuger, die sich darüber hinwegsetzen, laufen Gefahr, ihre IPW-Akkreditierung zu verlieren und ihren Wein nicht mehr exportieren zu können“, so Birch
Im Hinblick auf die im Bericht hervorgehobenen Wohnverhältnisse sagt sie: „Wir bestreiten nicht, dass es Missstände gibt. Sie werden von der Weinwirtschaft sehr ernst genommen. Allerdings stellt der Bericht an keiner Stelle die tatsächliche Bereitstellung von Wohnraum im Zusammenhang zu den aktuellen Investitionen dar. Die Weinanbauern bieten heute mehr als 200.000 Arbeitern Wohnraum. Das entspricht einem Investitionsvolumen von mehreren Milliarden Rand. Charles Back, einer der fortschrittlichsten Weinerzeuger in Südafrika, schrieb kürzlich in seinem Blog: ‚Ich bezweifle ernsthaft, dass andere Industriezweige im Verhältnis zum Branchenwert so viel Wohnraum bereitstellen. Wie sähe wohl die Gesamtsituation aus, wenn unsere registrierten Industrieunternehmen mit der Bereitstellung von Wohnraum für Arbeiter beginnen müssten?’“
Südafrikas Weinwirtschaft forciert Präventivmaßnahmen zum Schutz vor Alkoholmissbrauch
Der Kampf der Weinbranche gegen den Alkoholmissbrauch der Arbeiter und die Maßnahmen im Zusammenhang mit dem fötalen Alkoholsyndrom (FAS) blieben in dem Bericht nahezu unerwähnt , kritisiert Su Birch. Der südafrikanische Industrieverband für verantwortungsvollen Alkoholkonsum (ARA) habe von angeschlossenen Wein- und Getränkeherstellern Abgaben erhoben, mit denen breitangelegte Programme gegen Alkoholmissbrauch sowie die FAS-Forschung finanziell unterstützt werden. Besonderes Engagement sei dabei von Distell und von Wine Cellars SA (WCSA) ausgegangen, die mehr als 60 große Erzeuger vereinen.Adrian Botha, Geschäftsführer der ARA: „Wir können nur Erfolg haben, wenn wir den Armutskreislauf durchbrechen und ein werteorientiertes Bildungswesen schaffen“.
Distell stellt als führender Weinproduzent in Südafrika etwa ein Drittel des gesamten Erzeugervolumens an Wein und Schaumwein im Land her. Die Betriebe von Distell und LUSAN (bei der Distell einen Anteil von 50 % hält) sind gewerkschaftlich organisiert. Heidi Bartis, Kommunikationsleiterin des Unternehmens: „Es gibt jährliche Verhandlungen zwischen den Gewerkschaftsmitgliedern und den Gewerkschaften, in denen substanzielle Vereinbarungen für einen Zeitraum von 12 Monaten abgeschlossen
werden. Wo immer möglich werden Wohnräume bereitgestellt, was allerdings stets mit dem Beschäftigungsverhältnis verbunden ist. Und häufig wird nicht nur Wohnraum, sondern es werden auch Wasser und Strom kostenlos zur Verfügung gestellt. Ebenso gibt es Betriebe, die ihren Arbeitern kostenfreien Transport zur Erledigung von Wochenendeinkäufen, für Sport- und Schulaktivitäten sowie für religiöse und kulturelle Veranstaltungen bieten. Arbeiter können subventionierten medizinischen Versorgungsfonds beitreten, während mobile Ambulanzen Arbeitern und ihren Familien zusätzliche ärztliche Hilfe gewähren. Zudem stehen Arbeitern in etlichen Betrieben Programme zur funktionalen Alphabetisierung, spezielle landwirtschaftliche Ausbildungsinitiativen und Kinderkrippen zur Verfügung“.
Wines of South Africa warnt vor Umsatzeinbußen und fordert konstruktiven Stakeholder Dialog
Birch betont, dass der Bericht der Weinbranche großen Schaden zufügen kann, die bereits mit den Folgen eines starken Rands und den langfristigen Auswirkungen des weltweiten Wirtschaftsabschwungs zu kämpfen hat, ohne dabei auf die staatliche Unterstützung zurückgreifen zu können, die globale Wettbewerber genießen. „Paradoxerweise werden sogar die Arbeitsplätze von Menschen gefährdet, für die sich der Bericht vermeintlich einsetzt. Im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung der Weinwirtschaft und angesichts ihrer Leistungen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der langfristigen Verbesserung von Arbeitsbedingungen, sollte diese Branche mit Fairness betrachtet und nicht durch Behauptungen geschwächt werden, die augenscheinlich auf willkürlichen und vagen Indizien beruhen. Eines möchte ich klar zum Ausdruck bringen: Wir verurteilen jede Form von Menschenrechtsverletzung in den Weinanbaubetrieben. Wenn wir uns enttäuscht über die verzerrte Darstellung des Berichts äußern, heißt das nicht, dass wir inhumane Praktiken billigen. Wir bringen damit vielmehr unsere Sorge zum Ausdruck, dass Handel und Konsumenten aus aller Welt die Weine aus Südafrika in Zukunft meiden könnten. Wir fordern die Regierung auf, mit der Branche zusammenzuarbeiten, damit Reformen beschleunigt und Probleme an der Wurzel angepackt werden“.
Weitere Informationsquellen:
www.wosa.co.zawww.ipw.co.zawww.wieta.org.za/
Datum: 24. August 2011
Herausgegeben von: DKC (DE KOCK COMMUNICATIONS) (SA)
SUEDAFRIKA WEININFORMATION (GERMANY)
Im Auftrag von: WINES OF SOUTH AFRICA (WOSA)
Anfragen an: SU BIRCH, CEO, WOSA 0027(0)21 – 8833860, 0027(0)82 563 0677
ANDRÉ MORGENTHAL, WOSA, LEITER KOMMUNIKATION, 0027(0)82 658 3883
TESSA DE KOCK/MARLISE POTGIETER, DKC 0027(0)21) 422 2690, 0027(0)82 579 2358
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