Das Kompetenzzentrum Weinmarkt & Weinmarketing Rheinland-Pfalz führt seit einigen Jahren zur Jahresmitte eine Analyse der Qualitätsweinanstellungen in Rheinland-Pfalz durch. Die Daten hierfür stellt die Landwirtschaftkammer Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach zur Verfügung. Die Anstellungsmengen legen quasi das Vermarktungspotenzial der folgenden Monate fest und erlauben gewissermaßen einen Blick in die Zukunft des Weinmarktes. Wir stellen die Halbjahreszahlen zum 30. Juni 2011 in Relation zu den Vorjahreszahlen dar, so dass Entwicklungslinien deutlich werden.
Anstellungszahlen im 1. Halbjahr 2011 niedriger als im Vorjahr
Die Anstellungsmenge von Qualitätsweinen aus Rheinland-Pfalz ist zur Jahresmitte auf 2.736.5464 Mio. hl um 6,8 % (gg. Vj.) zurückgegangen. Ein Grund dafür ist sicher der extrem kleine Jahrgang 2010. In Rheinland-Pfalz wurden nur 4,6 Mio. hl geerntet. Viele Betriebe hatten einfach zu wenig Wein, um den Markt bedienen zu können und mussten auf dem Trauben- und Fassweinmarkt zukaufen. In der Folge stiegen die Weinpreise in allen Anbaugebieten kräftig an. Diese Preissteigerungen wurden mittlerweile von den Vermarktern an die Kunden weitergegeben.
So verwundert es nicht, dass die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im ersten Halbjahr 2011 eine sinkende Nachfrage nach deutschen Weinen meldet. Laut Aussage der Nürnberger Marktforscher ist der Marktanteil von deutschen Weinen beim Einkauf privater Haushalte auf nur noch 42,4 % (-6,5 %) zurück gegangen. Die Konkurrenten aus Frankreich, Italien und Spanien legten im gleichen Zeitraum zum Teil zweistellig zu. Insgesamt ist der Weinmarkt mengenmäßig im 1. Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 % zurückgegangen. Wertmäßig stieg der Umsatz mit Wein leicht an. Die deutschen Verbraucher gaben im 1. Halbjahr 1,5 % mehr Geld für Wein aus. Dabei kauften die
Verbraucher deutlich weniger Rotweine als im Vorjahreszeitraum. Dessen Marktanteil ist auf 50,3 % zurückgegangen. Weißweineinkäufe sind stabil geblieben. Der Marktanteil beträgt 39,4 %. Nach wie vor beliebt beim Weinkäufer ist der Rosée, dessen Anteil sich auf 10,3 % erhöht hat.
Doch zurück zu den Qualitätsweinanstellungen in Rheinland-Pfalz: Die Anstellungszahlen sind sowohl bei Kellereien als auch Weingütern rückläufig. Aufgrund der angespannten Situation auf dem Beschaffungsmarkt und der beschriebenen Nachfrageentwicklung gingen die Anstellungszahlen der Kellereien auf rd. 1.557.000 hl (- 3%) und der Weingüter auf 851.000 hl (- 9,8%) zurück. Winzergenossenschaften und Erzeugergemeinschaften konnten sich dem allgemeinen Trend entziehen. Im Vergleich zum letzten Jahr stieg die angestellte Menge um 1,4 %.
Einen „normalen“ Verlauf der kommenden Monate vorausgesetzt, kann am Ende des Jahres 2011 eine Qualitätsweinmenge von unter 5 Mio. hl prognostiziert werden. Der rückläufige Trend der letzten drei Jahre wird sich wohl weiter fortsetzen. Sowohl der Inlandsmarkt als auch der Export gestalten sich schwierig. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Preiserhöhungen, die auch bei den Eckartikeln der Discounter flächendeckend erfolgt sind, mittel- und langfristige auf die Marktposition von deutschen Weinen auswirken wird. Im Moment verliert der deutsche Wein Marktanteile, die nur unter großen Anstrengungen wieder zurück gewonnen werden können.
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