Frühe Lese und moderate Menge mit sehr gesundem Lesegut (und gebietsweise hohen Alkoholwerten)
Die Ernte in Spanien 2011 war geprägt von zwei wesentlichen Faktoren. Zum einen führten die üppigen Niederschläge im Frühjahr in mehreren Großgebieten zu Mehltaubefall, der zu Einbußen beim Ertrag führte. Zum zweiten wirkte sich die direkt im Anschluss folgende extreme Trockenheit auf Vegetationszyklus und Reife aus. Praktisch die Gesamtheit der spanischen Anbaugebiete erlebte eine Trockenphase von vier Monaten mit Ausnahme von Galicien. Dies bedeutet insgesamt weniger Gesamtmenge und sehr gesundes aber nicht immer analytisch ausgeglichenes Lesegut aufgrund der mitunter hohen Oechslewerte.
Zunächst fing das Jahr kühl an, im Zentrum des Landes ebenso wie im Norden herrschten bis Mitte Juli moderate Temperaturen. Im Zentralgebiet südlich von Madrid ging im Mai immer noch reichlich Regen nieder, so dass die Feuchtigkeit im Weinberg den ersten Teil des Vegetationszyklus bestimmte. Da das Großgebiet Castilla-La Mancha in der Regel die Hälfte der spanischen Gesamtmenge einfährt, müssen die Gründe für das im Vergleich zu 2010 etwas kleiner ausgefallene Gesamtergebnis in der Mancha gesucht werden.
Vorsichtige Schätzungen beziffern die spanische Erntemenge Most und Wein auf knapp 38 Millionen Hektoliter. Betrachtet man die Menge als maßgebenden Faktor, dann gibt es indes auch Regionen, die als klare Gewinner aus diesem Herbst hervorgegangen sind. Insbesondere Galicien mit einem Plus von 25 Prozent sowie die renommierten Stargebiete der Region Kastilien-León mit einem Zuwachs von 12 Prozent.
Die berühmte Albariño-Appellation Rías Baixas meldet gar einen historischen Rekord mit 42 Millionen Kilogramm. Ein ausgeglichenes Ergebnis was die Menge angeht, holten die Katalanen ein, die sogar ein minimales Plus erzielten, während der westliche Nachbar Aragón auf den semiariden Böden große Probleme mit der Trockenheit hatte und 18 Prozent weniger einbrachte.
In Levante klingelten zunächst die Alarmglocken. Man befürchtete aufgrund von Hagelschäden und Trockenheit eine stark reduzierte Ernte. Im Endeffekt wird sich der Verlust auf 10 Prozent gegenüber 2010 beschränken.
Qualitativ fallen die Einschätzungen für die Appellationen der Region Valencia sehr unterschiedlich aus. Während Jumilla von Spitzenqualität spricht, beklagen Gebiete wie Utiel Requena die hohen Alkoholwerte.
In zahlreichen Anbaugebieten wurde extrem schnell und auch früh gelesen, um erhöhten Oechslewerten zuvorzukommen. Stark geschädigt durch die langanhaltende Hitzeperiode wurden die Winzer der Kanarischen Inseln, die einen Mengenverlust von über 40 Prozent hinnehmen mussten.
Der obere Ebro mit den renommierten Gebieten Navarra und Rioja musste zwar quantitativ Rückgänge einstecken. Diese beliefen sich jedoch nur auf ein Minus von 10 beziehungsweise 16 Prozent. Auf die DOCa. Rioja wird sich der Realverlust dennoch kaum auswirken, da sich die Menge der DOCa-klassifizierten Weine kaum vom vergangenen Jahr unterscheiden wird. Während im fruchtbaren Jahr 2010 Übermengen in die Land- und Tafelweinproduktion abgeleitet wurden, reicht die eingeholte Ernte in diesem Jahr genau für die Bedürfnisse des Gebietes aus. Ähnlich wie in den kastilischen DO-Gebieten kamen die Winzer am Ebro dennoch gut mit der Hitze zurecht. Während am Ebro eine starke Ertragsreduktion als Reaktion auf die Trockenheit kraftvolle aber auch weiche und zugängliche Weine lieferte, konnten die Kastilier aufgrund der üppigen Niederschlagssituation im Frühjahr auf Wasservorräte im Boden bauen und eine qualitativ wie quantitativ außerordentlich gute Ernte einbringen.
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