Die extremen klimatischen Verhältnisse stellten Südtirols Önologen vor große Herausforderungen im Erntejahr 2011. Erntezeitpunkt und Kühlung waren diesmal entscheidender denn je. Rudi Kofler, Kellermeister der Kellerei Terlan, ist jedoch überzeugt, dass sich der höhere Aufwand letztlich lohnen wird. Die Qualität der Weine dürfte „gut bis sehr gut“ werden, wie er in einem Interview nach Abschluss der Ernte erklärt.
Herr Kofler, welche Eindrücke haben Sie vom Jahrgang 2011?
Ich betrachte den diesjährigen Jahrgang als gut bis sehr gut. Wenn wir in einigen Jahren auf 2011 zurückschauen, werden die Dichte und Ausgewogenheit der Weißen sowie die Kraft , Farbintensität und Geschmeidigkeit einiger Rotweine speziell in Erinnerung geblieben sein.
Welche klimatischen Bedingungen herrschten von der Blüte bis zur Ernte vor?
Der sehr milde Frühling sorgte für einen verfrühten Austrieb um rund eine Woche – unter Berücksichtigung eines Durchschnittsjahrs. Auf einen außergewöhnlich warmen und trockenen April und einen sommerlicher Mai, folgte ein Juni mit durchschnittlichen Temperaturen und beträchtlichem Niederschlag sowie ein eher kühler Juli, der uns dabei unterstützt hat, Säure- und Aromaverluste der nachfolgend heißen Augustwochen auszugleichen.
Welche weinbautechnischen Maßnahmen wurden in den Weinbergen in diesem Zeitraum vorgenommen?
Die weinbautechnischen Maßnahmen werden nicht unbedingt den klimatischen Bedingungen angepasst, sondern sollten von Frühjahr an klar definiert sein.
Wie wirkte sich das ungewöhnlich warme und trockene Wetter in der „heißen Phase“ kurz vor Erntebeginn auf die weißen Sorten aus?
Durch gezielte Reifetests wurde der Reifegrad der Trauben genauestens im Auge behalten. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man sagen, dass die Weißweine diese „heiße Phase“ gut weggesteckt und sich sehr positiv entwickelt haben.
Wie sieht es mit dem Zuckergehalt und der Alkoholgradation, wie mit den Säure-/PH-Werten aus?
Bei den Weißweinen kann man von normal guten Zuckerwerten und leicht unterdurchschnittlichen Säurewerten sprechen. Die Rotweine hatten bedingt auch durch ideales Herbstwetter sehr hohe Zuckergrade erreicht, was in diesem Fall zu einer Steigerung der Weinqualität beiträgt.
Vor welche Herausforderungen wurden Sie als Kellermeister gestellt?
Besonders bei so einem extremen Jahrgang ist die Entscheidung über den Erntezeitpunkt äußerst wichtig und muss individuell für jeden Weinberg getroffen werden. Des Weiteren soll bei hohen Außentemperaturen nur bis zur Mittagszeit gelesen und die angelieferten Trauben schnellstmöglich gekühlt und verarbeitet werden.
Hat der verstärkte Kühlbedarf zu einem spürbaren Anstieg der Energiekosten geführt?
Sicherlich, die Kühlung war aber für die Qualitätssicherung dringend notwendig. Auf die Verkaufspreise unserer Weine hat dies keinen Einfluss.
Wenn Sie einen Wein oder eine Rebsorte hervorheben müssten: Welcher 2011er-Jahrgang der Kellerei Terlan wird Liebhabern und Kritikern besonders im Gedächtnis bleiben?
Die Sorte Lagrein sticht sicherlich besonders positiv hervor.
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