Promi-Weine und die Story dahinter

Sigi_hiss_kopf_lachend_icon de Sigi HissPremium_small, le 26. mars 2013 14:46

Die Schnittmenge von Punkrock und Wein ist eigentlich Null» – sagt ausgerechnet Winzer Martin Tesch. Seit acht Jahren arbeitet sein Weingut im Nahe-Örtchen Langenlonsheim mit den «Toten Hosen» zusammen. Und die Sache läuft nach den Worten von Tesch erfolgreich, auf der Düsseldorfer Weinmesse «ProWein» probierten die Rocker und der Winzer bereits den vierten Jahrgang des Hosen-Weins «Weißes Rauschen». Zum Anstoßen waren Andreas Meurer (Andi) und Michael Breitkopf (Breiti) zum Messestand gekommen.

Die Kooperation mit den «Toten Hosen» entstand gewissermaßen aus einer Notsituation: Tesch hatte 1997 das Familienweingut übernommen, die Kollektion komplett umgekrempelt, modernisiert – und rund 40 Prozent der Stammkundschaft verloren. «Es ging mir echt schlecht, als ich auf die Idee kam, bei den Hosen anzufragen», sagt Tesch.

Anknüpfungspunkt war sein Riesling «unplugged», denn die Band hatte kurz zuvor ihr MTV-unplugged Album «Nur zu Besuch» veröffentlicht. Tesch schickte einen Brief plus mehrere Flaschen «unplugged»-Riesling an das Management – und wenig später floss Backstage der erste Nahe-Wein. 2008 wurde dann «Machmalriesling» als erster spezielle Band-Wein in die Flaschen gefüllt und bei der Tour «Machmalauter» an Gäste ausgeschenkt.

Mit «Weißes Rauschen» kam der erste Hosen-Wein für alle auf den Markt. «Fans der Toten Hosen bestellen den Wein zur Hochzeit», berichtet Tesch. Viele junge Leute kauften mit «Weißes Rauschen» zum ersten Mal einen handgemachten Wein. Die zehn Euro für die Flasche entsprächen der Qualität des Rieslings. «Keiner zahlt einen Cent mehr, nur weil der Hosen-Adler drauf ist.»

Der Marketingexperte Prof. Dieter Hoffmann von der Hochschule Geisenheim im Rheingau kann sich durchaus vorstellen, dass Weine mit Promi-Faktor beim Kunden einen gewissen Bonus haben. Allerdings nur wenn Preis und Qualität stimmen, sagt der Leiter des Instituts für Betriebswirtschaft und Marktforschung. Für die Gastronomie könnte es sich auszahlen, Promi-Weine auf die Liste zu nehmen – damit habe der Wein gleich eine gute Geschichte.

Und vielleicht führe ja der Prominente seine Gäste gezielt in dieses Restaurant aus. Die Kooperation zwischen Weingütern und Stars könne gelingen – wenn echtes Interesse der Promis am Wein dahinterstehe, sagt Tesch.

Gut findet er beispielsweise das Projekt von Brad Pitt und Angelina Jolie. Das US-Glamour-Paar hat mit Trauben von ihrem französischen Weingut Miraval einen Rosé auf den Markt gebracht, unterstützt von einem französischen Top-Winzer.

Als der Talkmaster Günther Jauch 2010 das Familienweingut Othegraven an der Mosel übernahm, sorgte das in der deutschen Weinszene für viel Aufmerksamkeit. Seitdem steht der Promi auch selbst immer mal wieder bei Verkostungen oder Messen am Stand seines Weinguts und schenkt aus.

Die Weine des Filmregisseurs Francis Ford Coppola aus seinem Anwesen im Napa Valley (Kalifornien) haben bei internationalen Weinverkostungen schon Preise eingeheimst. Auch der Schauspieler Gérard Depardieu vertreibt Wein seiner eigenen Güter.

Nach den AC/DC-Songs «Back in Black» und «Highway to Hell» sind australische Rotweine benannt, die der Weinimporteur Mack & Schühle (Owen/Teck) im Programm hat. Auf dem Etikett sind neben dem markanten Bandlogo Fotos von Konzerten abgebildet. Der «Tote Hosen»-Riesling «Weißes Rauschen» vom Weingut Tesch ist dagegen auf den ersten Blick nur von eingefleischten Fans als Promi-Wein zu erkennen: am Hosen-Adler auf dem Flaschenhals und an den Textzeilen aus dem gleichnamigen Hosen-Song hinten auf dem Etikett. (dpa)


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