Bericht als PDF mit Grafiken aufbereitet: Weinmarketing Aktuell Oktober 2013
Der Verband der deutschen Weinexporteure stellt regelmäßig aus Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes Zahlen zum Netto-Weinexport, also die Ausfuhr deutscher Weine ohne Berücksichtigung der Reexporte von Weinen anderer Herkunft, zusammen. Aktuell liegen die Zahlen bis Ende Juni 2013 vor. Zwecks besserer Vergleichbarkeit haben wir jeweils die 12-Monatsbilanzen von Juli 2012 bis Juni 2013 einander gegenüber gestellt. Demnach gingen die Netto-Weinexporte im Betrachtungszeitraum (7/2012 – 6/2013) gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent zurück. Der Wert der Exporte stieg hingegen um 2,2 Prozent. Insgesamt wurden 1,3 Millionen Hektoliter deutscher Wein im Wert von 334 Millionen Euro ausgeführt. Daraus ergibt sich ein im Vergleich zum Vorjahr um 16 Euro gestiegener Durchschnittserlös von 250 Euro pro Hektoliter.
Drei Viertel der Deutschwein-Exporte als Qualitätswein
Der Anteil von Qualitätsweinen (“Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung”) am Gesamtexport belief sich im Betrachtungszeitraum 2012/2013 auf rund drei Viertel.
Der Export deutscher Qualitätsweine insgesamt ging um knapp 7 Prozent zurück (Abbildung 1), allerdings führte der um 18 Euro höhere Durchschnittspreis zu einem geringen Rückgang von nur 0,4 Prozent im Wert. Auffällig ist, dass im Betrachtungszeitraum der Export „Anderer Weine“ (Weine mit geschützter geographischer Angabe, Rebsortenweine und andere Weine ohne nähere Herkunftsangabe)sowohl mengen- als auch wertmäßig (Menge + 4,2%, Wert + 17,7%) deutlich zulegte.
Weiße Qualitätsweine wichtigste Kategorie im Export
Abbildung 2 zeigt, wie sich die Zusammensetzung der Deutschweinexporte nach Weinart in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Deutschland hat sich als Lieferant hochwertiger Weißweine einen Namen gemacht. Der Weißweinanteil an den Gesamtexporten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und lag 2012/2013 mit 88 Prozent (Menge und Wert) auf Vorjahresniveau.
Im Betrachtungszeitraum wurden 1,18 Millionen Hektoliter Weißwein im Wert von 297 Millionen Euro ins Ausland geliefert. Gestiegene Durchschnittspreise konnten Mengenrückgänge (-4,9%) auffangen, sodass der Wert der Weißweinausfuhren sogar leicht gestiegen ist (+1,8%).
Rotweine spielen im Export mit einer Menge von 156 Tausend Hektoliter (-1,0 %) bzw. 37 Millionen Euro (+5,9 %) eine untergeordnete Rolle.
Der Löwenanteil (80 %) der exportierten Weißweine geht als Qualitätswein ins Ausland. 941.000 hl der insgesamt 1,18 Millionen hl exportierten Weißweine entfallen auf die wichtige Kategorie „Weiße Qualitätsweine“ und stehen mit 256 Millionen Euro für 77 Prozent des Gesamtumsatzes im Weinexport. Weiße Qualitätsweine stellen damit die wichtigste Kategorie im deutschen Weinexport dar. Insbesondere der Riesling dürfte auf vielen Auslandsmärkten seinen Teil zum Erfolg beigetragen haben.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie sich die Exporte weißer Qualitätsweine nach Herkunft zusammensetzen (Abbildung 3). Von insgesamt 941.000 Hektoliter weißer Qualitätsweine wurden 770.000 Hektoliter auch mit der Herkunftsangabe „Deutschland“ als Flaschenweine mit max. 13 vol % ins Ausland geliefert.
Die Hälfte dieser Weine entfiel auf die Herkunft „Rheinhessen“, gefolgt von „Mosel“ (36 %) und „Pfalz“ (14 %). Im Betrachtungszeitraum konnte nur die Mosel ihre Exporte steigern (Menge +3,4 %). Wertmäßig legten die Moselweine sogar um satte 15,7 Prozentpunkte zu. Die Pfalz verlor mengenmäßig, konnte dies aber durch einen höheren Durchschnittspreis auffangen. Die Erlöse gingen daher nach oben (+2,9%). Rheinhessische Herkünfte verloren hingegen mengen- und wertmäßig um die 12,5 Prozent. Moselweine wurden mit durchschnittlich 363 €/hl am besten bezahlt.
Über ein Viertel der Erlöse in den USA erzielt
Die USA haben Großbritannien bereits seit 2010 als wichtigsten Abnehmer deutscher Weine auf dem ersten Platz abgelöst.
2012/2013 wurden 255 Tausend Hektoliter im Wert von 90 Millionen Euro in die Vereinigten Staaten exportiert. Damit wurden 27 % der Erlöse auf diesem attraktiven Markt erzielt (Abbildung 4). Die Exportmenge in die USA sank im Betrachtungszeitraum um 2,4 %. Da der Durchschnittspreis mit 352 €/hl erneut gestiegen ist, ging der Wert der Weinexporte nur leicht (-1,6 %) zurück.
Erstmals haben nun auch die Niederlande Großbritannien hinsichtlich der Bedeutung für die deutschen Weinexporte überrundet. Sowohl mengen- als auch wertmäßig liegen die Niederlande nun laut Statistik auf Platz 2 der Destinationen. 2012/2013 konnten dort hohe Zuwachsraten von 23 Prozent (Menge) bzw. 29 Prozent (Wert) erzielt werden. Da der dortige Markt im Lebensmittelhandel als besonders hart umkämpft und preisagressiv gilt, ist dies ein positives Signal. Es bleibt zu hoffen, dass deutsche Weine dort wieder Marktanteile erobern können
Großbritannien liegt inzwischen auf dem dritten Platz der Abnehmerländer für deutsche Weine. Auch im Betrachtungszeitraum waren Exportmenge (-13,5 %) und –wert (-8,3 %) weiter rückläufig. Hier spiegeln sich die Erkenntnisse der Marktforscher, die sich mit dem britischen Weinmarkt beschäftigen. In England beobachten sie einen Trend, dass Konsumenten anstatt auszugehen eher zu Hause bleiben und dort etwas teurere Tropfen genießen. Weine unterhalb £ 5 verlieren Marktanteile im Lebensmittelhandel, während der Premiumbereich über £ 7 deutlich zulegt. Auch wenn deutsche Weine im britischen Lebensmittelhandel zwischen 2012 und 2013 um etwa 7% teurer geworden sind, liegt der Preis mit durchschnittlich £ 4,20 /0,75 l-Flasche relativ niedrig. Deutsche Weine sind traditionell eher im Preisbereich unterhalb von £ 4 platziert und verlieren weiter an Marktanteilen. Dieser liegt aktuell bei um die 2 Prozent.
Gemessen am Wert folgt Norwegen auf Platz 4 der Abnehmerländer. In Norwegen sind deutsche Weine besonders erfolgreich. Mit einem Marktanteil von über 30% sind deutsche Weißweine dort sogar Marktführer. Allerdings gingen im Betrachtungszeitraum auf diesem attraktiven Markt mit hohen Durchschnittserlösen von 386 €/hl sowohl Exportwert (-7,6%) als auch –menge (-9,4%) zurück. In Kanada und Schweden konnten die Exportumsätze bei geringen Mengenverlusten gesteigert werden. Deutliche Zuwächse sind auf dem Wachstumsmarkt China zu verzeichnen. Dort konnten knapp 11 Prozent mehr Weine zu weiter gestiegenen Durchschnittspreisen von 378 €/hl abgesetzt werden. Der Umsatz stieg um überdurchschnittliche 17 Prozent.
Fazit
Von Juli 2012 bis Juni 2013 ist ein mengenmäßiger Rückgang der Exporte von deutschem Wein um 4,4 % festzustellen. Der Wert der Exporte stieg im gleichen Zeitraum um 2,2 %. Nach der geringen Weinernte 2010 waren die Weinbestände deutscher Herkunft 2011 auf ein historisches Tief gefallen und auch 2012 noch nicht wieder auf dem langjährigen Niveau angekommen. Das hatte im Betrachtungszeitraum sicherlich noch Einfluss auf die für den Export verfügbare Menge. Dies dürfte die rückläufigen Exporte zum Teil erklären. In den ersten Monaten des Jahres 2013 und der Vermarktungsreife der mengenmäßig zufriedenstellenden und qualitativ guten Ernte 2012 ergibt sich bereits ein etwas positiverer Ausblick für die deutschen Weinexporte. Es bleibt zu hoffen, dass es den Weinexporteuren im weiteren Verlauf gelingt, verlorenes Terrain mit attraktiven deutschen Qualitätsweinen zurückzugewinnen.
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